Vorhersage der sprachlichen Kompetenzen am Ende der ersten Schulklasse durch das Sozialpädiatrische Entwicklungsscreening für Schuleingangsuntersuchungen (SOPESS)

Hintergrund:

Für die schulische Entwicklung ist eine frühe Diagnostik und Behandlung von Sprachstörungen vor der Einschulung notwendig. Deshalb wurde das Sozialpädiatrische Entwicklungsscreening für Schuleingangsuntersuchungen (SOPESS) in mehreren Bundesländern flächendeckend eingeführt. Umfassende Evaluationsergebnisse liegen bislang nicht vor.

Methoden:

Daten der prospektiven Kohortenstudie ikidS sowie von Schuleingangsuntersuchungen wurden ausgewertet. Zusammenhänge zwischen den sprachlichen Kompetenzen am Ende der ersten Klasse (Lehrkrafteinschätzung, Intervall-skaliertes Merkmal, Range -4 bis +4) und dem SOPESS Sprachergebnis (ordinal-skaliertes Merkmal, 6 Risikostufen) wurden mittels linearen Regressionsmodellen mit und ohne Berücksichtigung von weiteren Prädiktoren untersucht. Folgende Prädiktoren wurden berücksichtigt: Alter bei Einschulung, Geschlecht, Schul- und Berufsabschlüsse der Eltern, Sprachauffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen, Hörschwächen..

Ergebnisse:

In die Auswertung wurden N = 1357 Kinder einbezogen (48% Mädchen, Alter bei Schuleingangsuntersuchung 4,9 – 7,2 Jahre). Die mittleren sprachlichen Kompetenzen (Mw) sanken mit Zunahme der SOPESS Risikostufen im Vergleich zur Risikostufe 0 deutlich ab (Stufe 0: Mw = 0,85; Stufe 2: Mw = –0,84/beta = –1,7/p-Wert < 0,01; Stufe 4: Mw = –2,0/beta = –2,9/p-Wert < 0,01; Stufe 6: Mw = –3,2/beta = –4,1/p-Wert < 0,01). Die Varianzaufklärung der sprachlichen Kompetenzen betrug alleine durch das SOPESS Sprachergebnis R2 = 0,24 und konnte durch Hinzunahme von weiteren Prädiktoren auf R2 = 0,38 gesteigert werden.

Schlussfolgerungen:

Es zeigte sich ein klarer Zusammenhang zwischen dem SOPESS Sprachergebnis und den sprachlichen Kompetenzen am Ende der ersten Klasse. Die Vorhersage kann durch die Hinzunahme weiterer Prädiktoren aus der Schuleingangsuntersuchung verbessert werden. Ein so zusammengesetztes Prädiktionsmodell könnte für eine passgenaue Auswahl von Versorgungs- und/oder Fördermaßnahmen genutzt werden.

Literaturhinweis:

[1] Daseking, M. & Petermann, F. (2011). Der Einfluss von Vorläuferfähigkeiten auf die Rechtschreib-, Lese- und Rechenleistung in der Grundschule. Gesundheitswesen, 73, 644 – 649.

[2] Daseking, M., Petermann, F, Simon, K. & Waldmann, H.-C. (2011). Vorhersage von schulischen Lernstörungen durch SOPESS. Gesundheitswesen, 73, 650 – 659

[3] Daseking, M., Petermann, F., Röske, D., Trost-Brinkhus, G. Simon, K. & Oldenhage, M. (2009). Entwicklung und Normierung des Einschulungsscreenings SOPESS. Gesundheitswesen, 71, 648 – 655.

[4] Daseking, M., Petermann, F. & Simon, K. (2011). Zusammenhang zwischen SOPESS-Ergebnissen und ärztlicher Befundbewertung. Gesundheitswesen, 73, 660 – 667.