Gesundheitswesen 2019; 81(03): 259-260
DOI: 10.1055/s-0039-1679339
Vorträge
Fachausschuss GBE und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hausärztliche Versorgung im Landkreis Reutlingen – Hausärztebefragung 2018

S Hüllwegen
1   Landratsamt Reutlingen/Kreisgesundheitsamt, Geschäftsstelle der Kommunalen Gesundheitskonferenz, Reutlingen
,
M Firsching
1   Landratsamt Reutlingen/Kreisgesundheitsamt, Geschäftsstelle der Kommunalen Gesundheitskonferenz, Reutlingen
,
G Roller
2   Landratsamt Reutlingen/Kreisgesundheitsamt, Kreisgesundheitsamt, Reutlingen, Germany
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Publication History

Publication Date:
05 April 2019 (online)

 
 

    Die flächendeckende hausärztliche Versorgung im Landkreis Reutlingen ist gefährdet. Dies ergab 2010 die von der Kommunalen Gesundheitskonferenz durchgeführte Befragung aller 178 niedergelassenen HausärztInnen des Landkreises. Es wurde deutlich, dass die drohende Unterversorgung, die sowohl mit der Altersstruktur der niedergelassenen ÄrztInnen als auch mit dem wachsenden medizinischen Versorgungsbedarf zusammenhängt, nur partiell durch junge HausärztInnen kompensiert werden kann. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg lag 2009 der Anteil der über 50-jährigen HausärztInnen im Landkreis Reutlingen bei 65%. 2018 beläuft sich der Anteil sogar auf 74%. Die Gründe für den Anstieg des medizinischen Versorgungsbedarfs sind vielfältig: sie liegen in der steigenden Lebenserwartung, in der Zunahme chronischer Erkrankungen, in der Innovationskraft des medizinischen Fortschritts und in den Veränderungen der familiären Strukturen.

    Aus der Analyse der 2010 durchgeführten Befragung durch eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe wurden verschiedene Handlungsempfehlungen abgeleitet und umgesetzt. Hier standen vor allem die wohnortnahe Versorgung mit dem Ziel, Versorgungsbereiche kleinräumig zu strukturieren, die Umsetzung innovativer Kooperationsmodelle, die stärkere Verankerung der Allgemeinmedizin im Studium sowie die Verbesserung der Weiterbildung im Fokus.

    Aufgrund dieser Umfrage wurde die Entwicklung der hausärztlichen Versorgung in den nächsten 15 Jahren bis zum Jahr 2025 auf Stadt- und Gemeindeniveau dargestellt.

    Die von März bis Mai 2018 durchgeführte Umfrage bei allen Hausärztinnen sollte feststellen, inwieweit die Prognosen der Umfrage von 2010 eingetroffen sind bzw. welche Veränderungen durch die Umsetzung der Handlungsempfehlungen sichtbar werden.

    Alle 186 HausärztInnen nahmen an der Befragung teil. Die Entwicklung der hausärztlichen Versorgung wurde bis zum Jahr 2035 auf Stadt- und Gemeindeniveau dargestellt und ein aussagekräftiges Stimmungsbild ergab sich.

    Hierbei zeigte sich eine überraschende Entwicklung:

    Die Tendenz des fortschreitenden Versorgungsdefizits durch altersbedingt ausscheidende HausärztInnen ist geblieben, doch die 2010 errechneten Prognosen haben sich exakt um fünf Jahre nach hinten verschoben.

    Auch bei der Erfassung des Stimmungsbildes gibt es Veränderungen zu verzeichnen:

    Bei der aktuellen Befragung der HausärztInnen wurden Gründe genannt, die die Freude an dem allgemein sehr gern ausgeübten Beruf des Hausarztes trüben. Hierbei ist es nicht mehr vorrangig die Angst, keine NachfolgerIn zu finden, sondern die Rahmenbedingungen, die stärker zu Unzufriedenheit führen. Als „Zeitfresser Nr. 1“ wird der bürokratische Aufwand genannt.


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