Nuklearmedizin 2019; 58(02): 119
DOI: 10.1055/s-0039-1683512
Vorträge
Bewegungsstörungen und Neuroinflammation
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

FPCIT-SPECT bei Parkinson-Syndromen prädiziert das Überleben: eine datengetriebene Analyse

L Frings
1   Universitätsklinikum, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
,
F Henninger
1   Universitätsklinikum, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
,
M Treppner
2   Albert-Ludwigs-Universität, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg
,
G Köber
2   Albert-Ludwigs-Universität, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg
,
M Boeker
2   Albert-Ludwigs-Universität, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg
,
S Hellwig
3   Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Freiburg
,
R Buchert
4   Universitätsklinikum Eppendorf, Abteilung für Nuklearmedizin, Hamburg
,
PT Meyer
1   Universitätsklinikum, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 March 2019 (online)

 
 

    Ziel/Aim:

    Die FPCIT-SPECT ist ein etabliertes Verfahren zur Untersuchung der nigrostriatalen Integrität bei klinisch unklarer Parkinson-Symptomatik. Diese Studie untersuchte in einer klinischen Patientenstichprobe, ob Patienten mit höherem Mortalitätsrisiko mittels einer datengetriebenen Analyse der SPECT-Bilder identifiziert werden können.

    Methodik/Methods:

    Patienten wurden in die Analyse eingeschlossen, sofern sie zwischen 10/2008 und 6/2016 eine FPCIT-SPECT zur Abklärung eines Parkinson-Syndroms erhielten und ihr Vitalstatus (falls verstorben: Todesdatum) ermittelt werden konnte (07/2017). Spezifische Bindungsverhältnisse (SBR; Referenz: okzipitaler Kortex) wurden für das Striatum und striatale Subregionen bestimmt (Nucl. caudatus, anteriores/posteriores Putamen, aP/pP). Das striatale SBR, seine Asymmetrie (Asymmetrie-Index, AI, absoluter Wert) und der rostrokaudale Gradient des striatalen SBR (C/pP) wurden mittels hierarchischer Clusteranalyse untersucht. Die identifizierten Patientengruppen wurden mittels Cox-Regression hinsichtlich Mortalität verglichen (alters-adjustiert).

    Ergebnisse/Results:

    Bei 518/566 Patienten konnte der Vitalstatus ermittelt werden (medianes Follow-up: 3,3J). Die hierarchische Cluster-Analyse identifizierte drei Patientengruppen mit relativ (1) hohem striatalen SBR, niedrigem AI und niedrigem C/pP, (2) niedrigem striatalen SBR, hohem AI und hohem C/pP, (3) niedrigem striatalen SBR, hohem AI und niedrigem C/pP. Die Mortalität in Gruppe 3 erwies sich als doppelt so hoch wie die in Gruppe 2 (HR = 1,9 [1,1 – 3,3], p = 0,029) und in Gruppe 1 (HR = 2,2 [1,3 – 3,8], p = 0,003).

    Schlussfolgerungen/Conclusions:

    Mittels datengetriebener Analyse von FPCIT-SPECT-Bildern konnte in einer großen Gruppe von Patienten mit klinisch unklarer Parkinson-Symptomatik eine Untergruppe mit deutlich höherer Mortalität identifiziert werden. Diese Hochrisiko-Gruppe (3) zeigte FPCIT-SPECT-Charakteristika von atypischen Parkinson-Syndromen. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die FPCIT-SPECT über die Diagnostik hinaus auch wertvolle prognostische Information liefert („red flag“), welche zur Individualisierung der Betreuung oder der weiteren Diagnostik dienen kann.


    #