Einleitung:
Ernährung ist ein wichtiger Therapie-Bestandteil bei kritisch kranken Patienten. Dennoch
bleiben wichtige Fragen über Beginn, Ende, Dosierung sowie über die geeignete Applikationsform
der Ernährungstherapie aufgrund mangelnder Evidenz ungeklärt. Aufgrund dem potentiellen
Risiko Nebenwirkungen zu entwickeln, erfolgt die Initiierung der enteralen Ernährung
(EN) sowie der enterale Kostaufbau im klinischen Alltag häufig nur zögerlich. Vor
diesem Hintergrund adressiert die hier vorliegende Meta-Analyse daher die Frage, ob
eine frühe enterale Ernährung (EEN) im Vergleich zu einer späten Ernährung einen Einfluss
auf das Outcome der Intensivpatienten hat.
Methoden:
Durch systematische Suche der Datenbanken Medline, CINAHL (Cumulative Index to Nursing
and Allied Health Literature), Embase, der Cochrane Database of Systematic Reviews
(CDSR) und des Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) wurden 17
randomisiert-kontrollierte Studien identifiziert, die bei beatmeten kritisch kranken
Intensivpatienten eine EEN mit verspäteter Ernährung (enterale, parenterale oder orale
Ernährung) verglichen. Bei allen außer einer Studie wurde die EEN innerhalb von 24
– 48 Stunden gestartet. 10 Studien verglichen EEN mit später EN, 7 Studien verglichen
EEN mit keiner EN oder Flüssigkeitssubstitution.
Ergebnisse:
EEN zeigte im Vergleich zur späten Ernährung einen Trend zur reduzierten Mortalität
(17 Studien, RR 0.73, 95% CI 0.51, 1.04, p = 0.08, Heterogenität I2= 0%; Abb. 1). Frühe EN war mit signifikant weniger Infektionen assoziiert (9 Studien,
RR 0.81, 95% CI 0.68, 0.97, p = 0.02, Heterogenität I2= 14%; Abb. 2). EEN zeigte keinen Einfluss auf die Dauer des Intensivaufenthaltes
(12 Studien, WMD -0.78, 95% CI -3.56, 2.00, p = 0.58, Heterogenität I2= 46%), oder des Krankenhausaufenthaltes (10 Studien, WMD -1.34, 95% CI -7.69, 5.02
p = 0.68, Heterogenität I2= 51%), sowie auf die Beatmungsdauer (8 Studien, WMD 0.03, 95% CI -3.01, 3.06 p =
0.99, Heterogenität I2= 42.6%). 15 Studien berichteten über signifikante Verbesserung von Ernährungsendpunkten
bei EEN (höhere Kalorien- und Proteinaufnahme, verbessertes prozentuales Erreichen
des Ernährungsziels, ausgeglichenere Stickstoff-Balance). Die Komplikationsraten unterschieden
sich nicht signifikant zwischen den Gruppen.
Abb. 1
Abb. 2
Schlussfolgerung:
EEN führt zu erniedrigten Infektionsraten und ist im Vergleich zur spät initiierten
Ernährung mit verbesserter Aufnahme von Makronährstoffen assoziiert. Dem gegenüber
zeigten sich die Beatmungs-, Intensiv- und Krankenhausdauer und Komplikationsraten
unbeeinflusst. EEN zeigt damit klinische Vorteile innerhalb der Ernährungstherapie
kritisch kranker Patienten, was sich darüber hinaus in einem Trend zu erniedrigter
Mortalität widerspiegelt.