Plattenepithelkarzinome sind häufige Entitäten für den HNO-Arzt. Sie machen drei Viertel aller Oropharynxkarzinome aus. Sehr viel seltener sind andere epitheliale Tumore.
Ein 70-jähriger Patient wurde mit Dysphagie, Globusgefühl und einer Halslymphknotenschwellung links mit bereits erfolgtem MRT vorgestellt. Hier stellte sich der V.a. ein cervical metastasiertes Tonsillenkarzinom links. Nach Durchführung von Feinnadelpunktion, Panendoskopie sowie Laser-Tonsillektomie bds. ergab die histologische Untersuchung Infiltrate eines Adenokarzinoms. Es folgten die laserchirurgische Nachresektion sowie die Neck dissection links (pT1pN1R0). Im Rahmen des Stagings imponierte in der CT-Thorax eine malignitätssuspekte Raumforderung im rechten Lungenoberlappen mit V.a. mediastinalem Lymphknotenbefall. Im interdisziplinären Tumorboard wurde die Indikation zur Oberlappen-Lobektomie rechts mit Lymphadenektomie gestellt. Die Histologie zeigte eine zum Vorbefund der Tonsille identische morphologische und immunhistologische Differenzierung. Anhand der immunhistochemischen Merkmale ließ sich der Primarius von der Metastase nicht unterscheiden. Der Patient erhielt eine adjuvante Radiochemotherapie.
Metastasen in den Tonsillen sind sehr selten und machen lediglich 0,8% der malignen Befunde aus. Das Adenokarzinom der Tonsille kann sich neben der metastatischen Genese auch als Primarius durch im Plattenepithel versprengte Speicheldrüsen entwickeln. Im Hinblick auf Diagnose und Therapie erweist sich die Gewinnung einer Histologie zur Differenzierung Primarius vs. Metastase als notwendig, jedoch nicht immer auch als aussagekräftig. Eine mögliche Metastasierung eines anderweitigen Primarius in die Tonsille darf nicht außer Acht gelassen werden.
