Zielsetzung:
Nach einer intraoperativen Radiotherapie (IORT) im Rahmen einer brusterhaltenden Therapie
(BET) ist neben der klassischen strahlenbiologischen Wirkung möglicherweise eine Alteration
des lokalen Milieus der bestrahlten Wundhöhle für die Senkung des Lokalrezidivrisikos
mitverantwortlich. Ziel der Studie ist zu untersuchen ob durch eine IORT lokale immunologische
Prozesse sowie das Wachstumsverhalten von mesenchymalen Stromazellen (MSC) beeinflusst
werden.
Experimentelles Studiendesign:
Eingeschlossen wurden 40 Brustkrebs-Patientinnen mit BET, davon 20 mit (Studiengruppe)
und 20 ohne (Kontrollgruppe) IORT-Anwendung. Von beiden Gruppen wurde intraoperativ
Gewebe aus dem Tumorbett entnommen, um MSC zu isolieren und zu kultivieren. Zusätzlich
wurde Wundflüssigkeit beider Gruppen über 24h postoperativ aus Redon-Drainagen asserviert
und einer durchflusszytometrischen und proteomischen Analyse unterzogen. Die Wundflüssigkeit
beider Gruppen wurde außerdem als Medienzusatz in MSC-Kulturen verwendet, um den Einfluss
auf Proliferation, Wundheilung und Migration zu untersuchen.
Ergebnisse:
Nach IORT-Anwendung waren aus dem Tumorbett isolierte MSC aufgrund stark eingeschränkten
Wachstums nicht kultivierbar. Die proteomische Analyse der Wundflüssigkeiten beider
Gruppen ergab signifikant unterschiedliche Zytokinspiegel für Oncostatin-M (p = 0,02)
und IL-1β (p = 0,005). Als Kulturmedienzusatz bewirkt die Wundflüssigkeit der IORT-Gruppe
im Vergleich zu jener der Kontrollgruppe eine signifikante Einschränkung von Proliferation
(p50h= 0,0001), Wundheilung (p50h= 0,0004) und Migrationsverhalten (p24h= 0,0042) der MSC.
Zusammenfassung:
Eine IORT führt zu signifikanten Veränderungen des Proteoms sowie des Wachstumsverhaltens
von MSC im Tumorbett. Die Untersuchung der Auswirkungen dieser Veränderungen auf die
Interaktion der MSC mit anderen Komponenten des Tumorbetts liefert eine vielversprechende
Grundlage für weitere Untersuchungen.