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DOI: 10.1055/s-0039-1691939
Epidemiologische Modellierung der Häufigkeit und Diagnoserate der Hämochromatose in Tirol
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
16. Mai 2019 (online)
Hintergrund:
Mit der Identifikation der krankheitsassoziierten Genmutationen wurde die genetische Diagnostik der Hämochromatose bereits vor klinischer oder biochemischer Krankheitsmanifestation möglich. Trotz der Möglichkeiten der exakten genetischen Diagnostik in der HFE Genotypisierung bleibt die Interpretation der Ergebnisse der eine Herausforderung, weil bestimmte Genotypen mit einer inkompletten Penetranz assoziiert sind. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Ergebnisse der Hämochromatose Genotypisierung an der Universitätsklinik für Innere Medizin I in Innsbruck zu untersuchen, um (i) die Häufigkeit der Genotypen an einer Hepatologischen Schwerpunktabteilung zu beschreiben, (ii) die Penetranz einer Eisenüberladung bei Homozygotie für p.Cys282Tyr in dieser Kohorte zu ermitteln, (iii) die Diagnoserate der Hämochromatose mit der in der Allgemeinbevölkerung erwarteten Häufigkeit zu vergleichen.
Methoden:
In dieser retrospektiven Analyse wurden die Ergebnisse der HFE Genotypisierung und vorhandene Laborparameter zum Zeitpunkt der HFE Genotypisierung erfasst. Die Penetranz der Hämochromatose wurde errechnet indem Krankheit als 'provisionelle Eisenüberladung' (Hyperferritinämie mit erhöhter Transferinsättigung – Männer > 300 µg/L/> 55%, Frauen > 200 µg/L/> 45%) definiert wurde.
Resultate:
Für die vorläufige Analyse konnten die Genotypisierungsergebnisse von 10.054 Patienten genutzt werden. Beim Vergleich zwischen beobachteten und erwarteten Genotypen zeigte sich eine durch Zuweisungs-Bias bedingte Häufung von p.Cys282Tyr homozygoten Patienten (716 – 7% vs. 276 – 2%, p < 0.001). In der Gesamtkohorte lag die Penetranz einer 'provisionellen Eisenüberladung' bei 75% (274/364) für Patienten mit p.Cys282Tyr Homozygotie. Die epidemiologische Modellierung ergibt für das Jahr 2012 in Tirol 1432 Patienten mit p.Cys282Tyr Homozygotie. Kumulativ wurden seit 1998 in Tirol 585 Patienten diagnostiziert, was einer kumulativen Diagnoserate von 40% entsprechen würde.
Schlussfolgerung:
Trotz der Steigerung der Diagnoseraten sind noch über 50% der erwarteten Hämochromatose Patienten nicht diagnostiziert. In einer Hepatologischen Schwerpunktambulanz liegt die Penetranz einer Hämochromatose mit 75% deutlich über der in epidemiologischen Studien beschriebenen Penetranz von 14%.
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