Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(06): e9
DOI: 10.1055/s-0039-1692061
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fulminante Wundinfektion nach notfallmäßiger Sectio caesarea

A Köhler
1   Klinik für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Jena
,
J Beyer
1   Klinik für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Jena
,
S Dargel
1   Klinik für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Jena
,
E Schleußner
1   Klinik für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Jena
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
22 May 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Wundinfektionen nach Sectio caesarea sind mit 3 bis 15% die häufigste postpartale Komplikation und werden mit einer Mortalität von bis zu 12% angegeben. (Tharpe 2008, Witter et al. 2014) Als Risikofaktoren wurden unter anderen Notsectiones (OR 1,3 95% CI 1,1 – 1,5), Adipositas (OR 1,6 95% CI 1,31 – 1,95) und Adipositas per magna (OR 4,45 95% CI 3,0 – 6,61) identifiziert. Infektauslöser gehören zumeist der typischen Flora der Patientin an. (Tharpe 2008)

    Fall:

    Die 29-jährige Primipara (BMI 41,5 kg/m2 KOF) stellte sich 9 Tage nach Notsectio caesarea in gutem Allgemeinzustand wegen eines ausgedehnten Erythems zwischen Symphyse und Nabel vor. Die Naht imponierte trocken und geschlossen, die Haut fokal induriert. Sonographisch ergab sich kein Anhalt für einen abszedierenden Prozess, so dass eine orale Antibiose indiziert wurde. Die Wiedervorstellung erfolgte am selben Abend aufgrund einer massiven putriden, fötiden Sekretion aus dem Nahtbereich. In der nachfolgenden Wundrevision zeigte sich eine ausgedehnte subkutane Wundhöhle mit ubiquitären Lipid-Nekrosen und einer Fasziendehiszenz. Nach ausgiebigem Wunddebridement wurde ein Vacusealverband angelegt. Die wiederholt entnommenen Wundabstriche ergaben Klebsiella pneumoniae, Enterococcus faecalis und koagulasenegative Staphylokokken. Bei makroskopisch reizlosen Wundverhältnissen, guter Granulation und unauffälligen laborchemischen Parametern wurde zwei Monate nach Diagnosestellung die Wundhöhle im Rahmen einer Miniabdominoplastik verschlossen.

    Diskussion:

    Im Rahmen der Sectio wurde eine intraperitoneale Robinsondrainage eingelegt. Laut einer Cochrane-Analyse von 2013 erhöhen jedoch weder subfasziale noch subkutane Wunddrainagen das Risiko einer postoperativen Wundinfektion. (Gates und Anderson 2013) Die Rasur des Mons pubis ist hingegen im Vergleich zu Epilation, Schneiden oder Belassen der Behaarung mit einem erhöhten Infektionsrisiko assoziiert. (Tharpe 2008) In einer prospektiv randomisierten Studie konnte zudem keine signifikante Reduktion von Wundkomplikationen durch eine primäre Vacusealanlage im Rahmen der sekundären Sectio caesarea bei Risikopatientinnen nachgewiesen werden. (Ruhstaller et al. 2017) Für die Risikoreduktion einer postpartalen Wundinfektion ist es notwendig, die individuelle perioperative Situation verstärkt zu berücksichtigen.

    Literatur:

    [1] Gates S, Anderson ER. 2013. Wound drainage for caesarean section. Cochrane Database of Systematic Reviews, (12).

    [2] Ruhstaller K, Downes K, Chandrasekaran S, Elovitz M, Srinivas S, Durnwald C. 2017. PROphylactic wound VACuum therapy after cesarean section to prevent wound complications in the obese population: a randomized controlled trial (The ProVac Study). American journal of obstetrics and gynecology, 216 (1):S34-.

    [3] Tharpe N. 2008. Postpregnancy Genital Tract and Wound Infections. Journal of Midwifery & Women's Health, 53 (3):236 – 246.

    [4] Witter FR, Lawson P, Ferrell J. 2014. Decreasing cesarean section surgical site infection: an ongoing comprehensive quality improvement program. Am J Infect Control, 42 (4):429 – 431.


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