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DOI: 10.1055/s-0039-1692063
Akute Pseudoobstruktion des Colons (Ogilvie-Syndrom) nach Sectio caesarea – Eine seltene Komplikation mit hoher Letalität
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
22. Mai 2019 (online)
Einleitung:
Funktionsstörungen des Darms sind ein bekanntes Problem nach abdominalchirugischen Eingriffen. Sie können auch nach Kaiserschnitt vorkommen. Mehrheitlich handelt es sich um temporäre paralytische Motilitätsstörungen, die sich unter konservativer Therapie mittels Acetylcholinesterasehemmer (Neostigmin) oder Dopaminrezeptorantagonisten (Metoclopramid) binnen Stunden normalisieren. Akute bis vital bedrohliche Darmkomplikationen nach Sectio caesarea sind selten. Wichtigste Differentialdiagnosen eines postoperativ akuten Abdomens sind die akute Blutung, der paralytische bzw. mechanische Ileus, die nicht erkannte intraoperative Darmverletzung mit Peritonitis oder selten eine Ovarialvenenthrombose. Nosokomiale Durchfälle, die im weiteren Verlauf schmerzhaft oder gar blutig sein können, müssen, insbesondere nach einer zurückliegenden Antibiotikatexposition, als ein Alarmzeichen für eine Clostridioides difficile Infektion mit gewertet werden.
Eine besonders seltene, aber in Folge ihrer hohen Letalität umso mehr zu beachtender Differentialdiagnose des akuten Abdomens post sectionem ist die „Akute Pseudoobstruktion des Colons“, nach ihrem Erstbeschreiber auch als Ogilvie-Syndrom bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine hochakute, nichtobstruktive Atonie des Colons, vermutlich in Folge einer Funktionsstörung des autonomen Nervensystems mit gesteigerter Sympathikusaktivität. Bei schweren Verläufen kann es zur Perforation und Darmischämie und in Folge der extremen Dilatation des Colons und des Caecums zum Zwerchfellhochstand mit Ventilationsstörungen kommen. Die Letalität der Erkrankung ist mit 15 – 30% bedrohlich hoch. Neben der eindrücklichen Klinik ist die Bildgebung (Rö, CT) mit Nachweis des extrem überblähten Darms zur Diagnose führend.
Initial ist ein konservativer Therapieversuch mit dem Ziel der Retonisierung des Darms gerechtfertigt. Eine mechanische Entlastung mittels Darmrohrs ist ebenfalls eine Option. Führen diese Maßnahmen nicht zum schnellen Erfolg, so zwingt die eindrücklich schwere Symptomatik und die mit der rasch progredienten Dilatation verbundene drohende klinische Eskalation zur koloskopischen oder offen-operativen Dekompressionstherapie.
Kasuistik:
Wir berichten über ein Ogilvie-Syndrom ab 3. Tag postoperativ bei einer 21-jährigen II. gravida, II. para, bei Z.n. sekundärer Notsectio wegen Nabelschnur- und Fußvorfall bei Beckenendlage. Anhand der Kasuistik werden Klinik, Diagnostik und Therapie dieser seltenen Erkrankung, ergänzt durch eindrückliche Bilder, einprägsam demonstriert.
Zusammenfassung:
Bei post sectionem akut geblähtem und schmerzhaftem Abdomen muss an ein Ogilvie-Syndrom gedacht werden. Die hohe Letalität des Syndroms mahnt zur frühzeitigen Erkennung und konsequenten Therapie.
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