Fragestellung:
Zervikale Myome stellen < 1% aller Uterusmyome dar. Sie sind differentialdiagnostisch
von anderen benignen Tumoren, wie Polypen, zystischen Tumoren und dem häufigeren Myoma
in statu nascendi sowie malignen Tumoren der Zervix abzugrenzen. Im Rahmen ihrer prämenopausalen
Wachstumstendenz können Zervixmyome zu Miktions- und Stuhlgangsbeschwerden, Hyper-
und Dysmenorrhoe, Infertilität und geburtshilfliche Komplikationen führen. Bei der
jüngeren, hormonell aktiven Patientin mit Kinderwunsch stellt die Therapie dieser
Myome daher eine besondere Hausforderung für den behandelnden Gynäkologen dar.
Methodik:
Die Vorstellung der 30- jährigen Patientin erfolgte bei symptomatischem Zervixmyom.
Eine histologische Sicherung war bereits erfolgt. Unter konservativer Therapie mittels
dienogesthaltigem Kontrazeptivum im Langzeitzyklus war weiterhin eine starke Wachstumstendenz
beobachtet worden.
Ergebnisse:
Bei Erstvorstellung erbrachte die gynäkologische Untersuchung ein ca. 4 cm messendes
Myom der Zervixvorderwand. Die Patientin erbat bei Kinderwusch eine möglichst schonende
Therapie. Nach Aufklärung über die weiteren Therapieoptionen erfolgte die angiografisch
gestützte Embolisation der A. uterina links, bei frustraner Sondierung der kontralateralen
A. uterina. Die Patientin stellte sich drei Monate später erneut bei zunehmendem vaginalem
Druckgefühl, Dysmenorrhoe sowie Miktionsbeschwerden vor. Es zeigte sich nun ein die
gesamte obere Scheide einnehmendes Myom, welches die Portio vollständig verdeckte.
Die Größe des Befundes wurde sonografisch mit 6,7 cm x 6,8 cm x 6,8 cm bestimmt. Das
Myom zeigte sich breitbasig aufsitzend, von der vorderen Muttermundslippe auf die
vordere Zervixwand übergreifend. Ein erneuter Embolisatonsversuch erschien bei zervikal
multivaskulärer Gefäßversorgung nicht sinnvoll. Aufgrund des Wachstums stringent scheidenwärts
wurde die Indikation zur vaginalen Myomexstirpation gestellt. Unter Schonung der Zervix
uteri konnte das Myom in toto enukliert werden. Der Tumor durchmaß ca. 7 cm und war
knapp 220 g schwer. Die Patientin war infolge der operativen Entfernung des Myoms
beschwerdefrei. Die Umsetzung des Kinderwunsches mit Entbindung per Spontanpartus
ist möglich.
Schlussfolgerung:
Zervixmyome sind seltene Befunde, die bei der prämenopausalen Frau aufgrund ihres
schnellen Wachstums zu ausgeprägter Beschwerdesymptomatik sowie Infertilität führen
können und daher frühzeitig therapiert werden sollten. Aufgrund der Blutversorgung
der Zervixmyome erscheint eine Embolisation wenig erfolgversprechend und somit die
operative Therapie Mittel der Wahl. Dabei steht bei Kinderwunsch das organerhaltende
Vorgehen im Vordergrund. Bei abgeschlossener Familienplanung kann eine Hysterektomie
erwogen werden.