Hintergrund:
Schädelhirntraumata sind im Kindesalter sehr häufig. Posttraumatische Infarkte im
Sinne sekundärer Perfusionsstörungen finden sich v.a. bei schweren Traumata und manifestieren
sich meist im Bereich der Basalganglien.
Kasuistik:
4 Jahre altes Mädchen, Sturz vom Badewannenrand auf den Vorderkopf. Kopfschmerzen,
Schwindel, zweimaliges Erbrechen. Innerhalb weniger Stunden wiederholtes Erbrechen,
Bauchschmerzen, Druckgefühl der Augen. Am Folgetag Doppelbilder und Gangauffälligkeiten.
Klinik:
Initial leicht reduzierter Allgemeinzustand, frontales Hämatom, keine neurologischen
Defizite. Zwei Tage nach Trauma: deckt rechtes Auge ab, Blickparese nach links. Sitzen
mit Abstützen, kein freies Stehen oder Gehen.
Diagnostik:
MRT: solitäre Läsion im rechtsseitigen pontomedullären Übergang, a.e. Infarkt. Nach
7 Tagen: größenkonstante Läsion mit fokaler Schrankenstörung; nach 3 Monaten: kleiner
residueller Defekt. Kein Anhalt für tumorösen, entzündlichen oder demyelisierenen
Prozess oder Gefäßdissektion. Gerinnungsanalytik: Antithrombin (129%) leicht erhöht.
Thrombophiliediagnostik: heterozygoter Nachweis einer MTHFR-Variante (Methylentetrahydrofolat-Reduktase)..
Diagnosen: Posttraumatischer Infarkt des rechtsseitigen pontomedullären Überganges
mit Störung der Abducens- und Vestibularisfunktion. Variante MTHFR.
Therapie: ASS 1,5 mg/kg über 3 Monate, intensive Physiotherapie einschließlich dreiwöchiger
Neurorehabilitation. Darunter Besserung, geringer residueller Befund nach 3 Monaten.
Schlussfolgerung und Diskussion:
Der hier aufgetretene kleinflächig umschriebene Infarkt im Bereich des Hirnstammes
ist ein seltener Befund im Kindesalter, insbesondere nach Schädel-Hirn-Trauma. Als
möglicher Risikofaktor neben dem Sturz und den damit u.U. verbundenen hämodynamischen
Veränderungen wurde bei der Patientin lediglich eine heterozygote Variante der MTHFR
gefunden, die bei 40% der Bevölkerung nachzuweisen ist und damit nur fraglich pathogenen
Wert hat.