Zielstellung:
Eine Patella-Luxation (traumatisch oder spontan) ist ein relativ häufiges Ereignis
bei Kindern und Jugendlichen. Die Reposition erfolgt meist spontan. Sind keine schweren
Gelenkverletzungen assoziiert bleibt die Therapie konservativ. Bei Reluxationen und/oder
morphologischen Risikofaktoren können chirurgische Korrekturen bereits am wachsenden
Skelett indiziert sein. Die MRT ist neben dem Röntgenbild Methode der Wahl zur Feststellung
von Verletzungen und zur Einschätzung prädisponierender Befunde. Eine wichtige Rolle
spielt hierbei die Form des patellofemoralen Gleitlagers, zu dessen Beurteilung die
Bestimmung des Sulcuswinkels (zwischen den Tangenten der lateralen und medialen Facette)
und die Klassifikation der Trochlea femoris nach Déjour empfohlen werden. Eine Validierung
am wachsenden Skelett liegt bisher nicht vor.
Material und Methoden:
Kniegelenke von 657 sonst gesunden Kindern mit offenen Epiphysenfugen, die aus anderen
Gründen als einer Patellaluxation untersucht worden waren, wurden retrospektiv von
2 unabhängigen Untersuchern (Radiologe und Orthopäde) klassifiziert und vermessen.
Ergebnisse:
Bei guter Übereinstimmung zwischen beiden Untersuchern war der Sulcuswinkel bei 299
(45%) pathologisch (> 145 °). 394 (60%) erfüllten die morphologischen Kriterien einer
schweren Trochleadysplasie (Déjour B oder C), mit einem Überwiegen jüngerer Kinder.
Bei 252 (38%) waren beide Parameter pathologisch. Auffallend war eine pathologische
morphologische Klassifikation bei fast 40% der Kniegelenke mit normalem Sulcuswinkel.
Schlussfolgerung:
Die für Erwachsene validierte Déjour-Klassifikation zur Beurteilung einer Dysplasie
der Trochlea femoris ergibt bei normalen kindlichen Kniegelenken einen hohen Anteil
pathologischer Werte. Sie scheint daher zur Untermauerung einer OP-Indikation nicht
geeignet. Der Vergleich mit einer Kohorte von Patienten mit Z.n. Patellaluxation ist
geplant.