Einleitung:
Aborte zählen zu den häufigsten Komplikationen während der Frühschwangerschaft. Die
Wahrscheinlichkeit für eine Frau im gebärfähigen Alter einen Abort zu erleiden liegt
zwischen 25 und 50% [1]. Die Reproduktion ist ein komplizierter Vorgang, welcher von
unzähligen immunologischen, endokrinen und metabolischen Faktoren beeinfluss wird.
Insgesamt ist die Ursache von Aborten in ca. 50% unklar [1]. PPARγ (peroxisome proliferator-activated
receptor), gehört zur Familie der nuklearen Rezeptoren, der einen zentralen Einfluss
zum Erhalt der Schwangerschaft hat [2]. Er wird nicht nur auf Throphoblastengewebe,
sondern auch auf Makrophagen exprimiert und trägt außerdem als zentraler Faktor zur
Makrophagen-Polarisation von M2-Makrophagen bei [3]. Das bessere Verständnis über
die Rolle von PPARγ während des Aborts könnte eine Möglichkeit der Modulation zur
Prävention von habituellen Aborten darstellen.
Ziele:
Charakterisierung des Phänotyps von Makrophagen-Populationen in abortivem Plazentagewebe
sowie trophoblastärer Subtypen und deren Expression von PPARγ.
Methoden:
Die Expression des nuklearen Rezeptors PPARγ wurde in Plazentagewebe des ersten Trimenon
von 15 physiologischen Schwangerschaften, 15 Spontanaborten und 16 habituellen Aborten
analysiert. Dies wurde anhand von immunhistochemischen Analysen und Real Time PCR
in Throphoblasten und maternalen Makrophagen (CD68) der Dezidua durchgeführt.
Ergebnis:
Im Throphoblastengewebe der Spontanaborte und habituellen Aborte war die Expression
von PPARγ signifikant erniedrigt. Außerdem konnte gezeigt werden, dass maternale Makrophagen
PPARγ exprimieren und diese im Falle eines Spontanaborts in höherer Zahl vorkommen.
Bei habituellen Aborten schienen die Makrophagen seltener als bei Spontanaborten PPARγ
zu exprimieren, eine signifikante Reduktion konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
Die Charakterisierung der beteiligten Makrophagenpopulationen ergab ein erhöhtes Vorkommen
von M1-Makrophagen (iNOS, TLR2) in der Dezidua habitueller Aborte, im Gegensatz zu
M2-Makrophagen (CCL1), welche in der Dezidua gesunder Schwangerschaften signifikant
häufiger vorkamen als beim habituellen Abort.
Zusammenfassung:
In Knock-Out-Modellen der Maus konnte bereits gezeigt werden, dass PPARγ essenziell
für die Plazentation ist, wobei die Depletion von PPARγ aufgrund ausgedehnter plazentärer
Defekte zu einer Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft geführt hat [4]. Außerdem ist
PPARγ mit der M2-Makrophagen-Polarisation assoziiert [3]. Bereits Bekanntes über PPARγ
und die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen, dass der PPARγ-Pathway einen neuen
molekularen Angriffspunkt für zukünftige Strategien zur Behandlung von spontanen und
habituellen Aborten darstellt.
Literatur:
[1] Rai, Raj, and Lesley Regan. „Recurrent miscarriage.“ The Lancet 368.9535 (2006):
601 – 611.
[2] Guibourdenche, J., et al. „Retinoid receptors expression in human term placenta:
involvement of RXRα in retinoid induced-hCG secretion.“ The Journal of Clinical Endocrinology
& Metabolism 83.4 (1998): 1384 – 1387.
[3] Xu, Y.; Romero, R.; Miller, D.; Kadam, L.; Mial, T.N.; Plazyo, O.; Garcia-Flores,
V.; Hassan, S.S.; Xu, Z. Tarca, A.L.; et al. An m1-like macrophage polarization in
decidual tissue during spontaneous preterm labor that is attenuated by rosiglitazone
treatment. J. Immunol. 2016, 196, 2476 – 2491.
[4] Barak, Y.; Nelson, M.C.; Ong, E.S.; Jones, Y.Z.; Ruiz-Lozano, P.; Chien, K.R.;
Koder, A.; Evans, R.M. PPAR is required for placental, cardiac, and adipose tissue
development. Mol. Cell 1999, 4, 585 – 595.