Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(08): 882
DOI: 10.1055/s-0039-1693879
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das modifizierte Zavanelli-Manöver: Lösung der vorderen Schulter von abdominal nach Pfannenstiel-Laparotomie und Uterotomie bei schwerer Schulterdystokie – Fallbericht

IC Lakovschek
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz
,
B Freimüller
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz
,
M Wölfler
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz
,
U Lang
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz
,
W Schöll
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
12 August 2019 (online)

 
 

    Einführung:

    Die Schulterdystokie stellt ein unvorhersehbarer geburtshilflicher Notfall dar und ist in der Literatur mit einer Häufigkeit von 0,5 bis 3% angegeben. Dabei handelt es sich meist um ein Verklemmen der vorderen Schulter hinter der Symphyse (hoher Schultergeradstand) nach Geburt des Kindlichen Kopfes. Die meisten Schulterdystokien lassen sich durch externe Manöver (z.B. Mc Roberts) oder interne Manöver (z.B. Woods-Manöver) lösen. Falls dies ebenfalls nicht zum Erfolg führen sollte, wird in der Literatur das Zavanelli Manöver oder auch die Symphysiotomie als Ultima Ratio angeführt.

    Unser Fallbericht handelt von einer schweren Schulterdystokie, wobei sich die Schulter erst nach „modifiziertem“ Zavanelli-Manöver (Pfannenstiel-Laparotomie, Uterotomie und Lösen der Schulter von abdominal) lösen ließ.

    Fallbericht:

    Eine 23-jährige Frau, wird in der 41. Schwangerschaftswoche mit regelmäßiger Wehentätigkeit vorstellig. Anamnestisch bestand ein unauffälliger Schwangerschaftsverlauf mit eutrophem Feten. Aufgrund eins auffälligem Kardiotokogramm (CTG) in der Austreibungsphase, wird die Indikation zur vaginal operativen Entbindung (Vakuum) gestellt. Nach Geburt des kindlichen Kopfes, folgen die Schultern nicht: Schulterdystokie. Es erfolgt Ausschalten der Oxitotininfusion, suprasymphysärer Druck, sowie dreimaliges Mc Roberts Manöver. Da die vordere Schulter sich weiterhin nicht löst, wird der „Akutpieps“ = Anfordern der gesamten Dienstmannschaft plus Anästhesie und Operations-Team, ausgelöst. Ausschöpfen aller möglichen externen und internen Manöver (Gaskin, nochmaliger McRoberts, Woods-Manöver, Rubin-Manöver, Jaquemier-Manöver) ohne Erfolg. Nach 7 Minuten Intervention, Entscheidung zur sofortigen Intubationsnarkose und Pfannenstiel-Laparotomie und Uterotomie. Ein klassisches Zavanelli-Manöver frustran, jedoch gelingt es nun von abdominell die verhakte vordere Schulter zu lösen. Die Geburt des Kindes gelingt nun von vaginal, 11 Minuten nach Kopfentwicklung.

    Das Neugeborene muss initial reanimiert werden (Apgar 0/5/7, Geburtsgewicht: 4120 g), erholt sich aber sehr rasch und braucht ab der 10. Lebensminute keine Atemunterstützung mehr. Es wird am 8. Lebenstag, in gutem Allgemeinzustand, neurologisch unauffällig, ohne Hinweise von Plexusverletzungen oder Knochenfrakturen, nach Hause entlassen. Die Mutter wird bereits 4 Tage nach der Geburt (auf eigenen Wunsch) bei Wohlbefinden entlassen.

    Schlussfolgerung:

    Da die Schulterdystokie ein unvorhergesehenes Ereignis ist, mit aber sofortigem Handlungsbedarf, ist das Vorhandensein eines Algorithmus der einzelnen möglichen Manöver für jede geburtshilfliche Klinik unerlässlich. Nach Ausschöpfung aller externen und internen Manöver und bei vorhandener Infrastruktur (sofortige Anästhesie, Möglichkeit zur Laparotomie im Kreiszimmer), stellt die Pfannenstiel-Laparotomie in Vollnarkose, als zusätzlichen Zugangsweg zum Kind bzw. vorderer Schulter, eine weitere gute Möglichkeit dar, um eine Schulterdystokie zu lösen.


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