Zentralbl Chir 2019; 144(S 01): S87
DOI: 10.1055/s-0039-1694186
Vorträge – DACH-Jahrestagung: nummerisch aufsteigend sortiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Drei Fälle postoperativer Erblindung nach chemischer Pleurodese mittels PVP-Iod

MH Shuaib
1   LungenClinic Grosshansdorf, Deutschland
,
L Wagenfeld
2   Augentagesklinik am Rothenbaum, Hamburg, Deutschland
,
S von Weihe
1   LungenClinic Grosshansdorf, Deutschland
,
A Shweikane
1   LungenClinic Grosshansdorf, Deutschland
,
C Kugler
1   LungenClinic Grosshansdorf, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. September 2019 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Postoperative Erblindung ist eine seltene Komplikation verschiedener Ursachen. Während ischämische Optikusneuropathie und Verschluss der zentralen Netzhautgefäße eine unilaterale Erblindung verursachen können, wird ein beidseitiges Auftreten nach toxischen Wirkungen beobachtet.

    Material und Methode:

    Wir berichten von drei Patienten (16, 27 und 38 Jahre alt), die sich innerhalb von 5 Monaten wegen Spontanpneumothorax vorstellten. Es wurde eine standardmäßige Bullektomie mit Pleurodese mittels PVP-Iod zur Desinfektion des Pleuraraums und Rezidiv-Prophylaxe eines Pneumothorax durchgeführt. Alle drei Patienten erlitten postoperativ eine bilaterale Erblindung.

    Ergebnis:

    In der Fluoreszenzangiografie zeigte sich eine lappenförmige Hyperfluoreszenz, insbesondere auf Ebene des retinalen Pigmentepithels (RPE). Nach Ausschluss einer vaskulären Pathogenese wurde der Verdacht auf eine toxische Wirkung gestellt. Die Prüfung aller perioperativen chirurgischen und anästhesiologischen Therapieprotokolle zeigte keine Abweichung, außer bei der Verwendung von PVP-Iod. Es wurde festgestellt, dass die verwendete Formulierung (Iodobac®) im Vergleich zu den im Markt verfügbaren Produkten eine zehnfach höhere Konzentration an Kaliumiodat als Stabilisator enthält. Dieses hat in hohen Dosierungen eine toxische Wirkung auf die Retina, da es zu erhöhtem oxidativen Stress am RPE führt. Diese Wirkung wird durch eine verringerte Abfangkapazität des RPE aufgrund der Wechselwirkung von Iodat mit Melanin verstärkt. Da dieser Ausbruch von freien Radikalen offensichtlich das Potenzial hat, einen trockenen ARMD-ähnlichen Phänotyp zu induzieren, unterstützt diese Beobachtung die Hypothese, dass oxidativer Stress an der Bildung von ARMD-assoziierten RPE-Schäden beteiligt sein kann.

    Schlussfolgerung:

    Die Off-Label-Verwendung von PVP-Iod-Formulierungen, die große Mengen an Iodate enthalten, zur Durchführung einer chemischen Pleurodese zur Desinfektion des Pleuraraums und Rezidiv-Prophylaxe eines Spontanpneumothorax kann einen retinalen Pigmentepithelschaden verursachen.


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