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DOI: 10.1055/s-0039-1694630
Macht Armut krank? Die Relevanz des sozialmedizinischen Paradigmas am Beispiel des Gestationsdiabetes
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
23. August 2019 (online)
Einleitung:
Armut macht krank -diese Feststellung gehört zu den sozialmedizinischen Kernparadigmen, die auch in der Geburtsmedizin von Relevanz ist. Der Gestationsdiabetes (GDM) gehört zu den häufigsten schwangerschaftsassoziierten Erkrankungen mit steigender epidemiologischer Bedeutung, dennoch ist das GDM-Screening erst seit 2012 integraler Bestandteil der Schwangerenvorsorge. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, soziodemographische Merkmale als mögliche Risikofaktoren für GDM in einem großen Level 1-Schwangeren-Kollektiv nachzuweisen.
Methoden:
Das Department für Frauengesundheit des Universitätsklinikums Tübingen gehört zu den größten Geburtskliniken Deutschlands (jährlich ca. 3.500 Geburten) und ist als Level-1-Perinatalzentrum einer der wesentlichen Leistungserbringer im südwestdeutschen Raum. In vorliegender Untersuchung wurden die Geburtszahlen des Perinatalzentrums in Tübingen der Jahre 2005 – 2014 ausgewertet. Das Gesamtkollektiv bestehend > 30.000 Geburten wurde hinsichtlich der GDM-Prävalenz untersucht. Ferner wurde analysiert, ob sich Auffälligkeiten hinsichtlich des Alters der Mutter, dem beruflichen Status und bestehendem Nikotinabusus zeigen.
Ergebnisse:
Die Untersuchung zeigt eine über die Jahre steigende GDM-Prävalenz, was in direkten Zusammenhang mit dem ansteigenden Schwangerschaftsalter der Frauen zu stehen scheint. Es deutet sich an, dass Frauen, die in einer Berufsgruppe zugehörig sind, die mit einem niedrigen sozioökonomischen Status assoziiert werden kann, häufiger von einer GDM betroffen sind als Frauen aus Berufsgruppen mit hohem Bildungsniveau bzw. sozioökonomischen Status. Auch bei Nikotinabusus zeigt sich ein erhöhtes GDM-Risiko. Der Nikotinabusus in der Schwangerschaft ist im Kollektiven mit niedrigem Sozialstatus am häufigsten anzutreffen.
Diskussion:
Soziökonomische Zusammenhänge wurden beim GDM bisher nicht systematisch untersucht. Es deutet sich an, dass die Prävalenz auch vom sozialen Status bzw. Bildungsniveau der Mutter abhängig ist, was die Bedeutung sozialmedizinischer Kenntnisse bei Geburtshelfern und Hebammen unterstreicht.
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