Z Gastroenterol 2019; 57(09): e214
DOI: 10.1055/s-0039-1695179
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
Infektionen und Notfälle: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 12:25 – 14:01, Studio Terrasse 2.2 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Validierung der Klassifikation der Divertikelkrankheit (VADIS) – Eine prospektive, bizentrische Beobachtungsstudie

RM Strobel
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland
,
J Lock
2   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Würzburg, Deutschland
,
K Aschenbrenner
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland
,
A Stroux
3   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Biometrie und Klinische Epidemiologie, Berlin, Deutschland
,
JC Lauscher
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland
,
CT Germer
2   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Würzburg, Deutschland
,
M Kreis
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Die Prävalenz der Divertikulitis ist in der westlichen Bevölkerung hoch. In den letzten Jahrzehnten wurden mehrere Klassifikationen eingeführt. Die aktuelle deutsche Klassifikation der Divertikelkrankheit (Classification of Diverticular Disease, CDD) unterlag bisher keiner prospektiven Validierung.

    Ziel:

    Es soll eruiert werden, ob durch die CDD eine exakte Stratifizierung der Stadien der Divertikelkrankheit gelingt.

    Methodik:

    Die VADIS-Studie war eine prospektive, bizentrische Beobachtungsstudie, in die Patienten mit klinisch und radiologisch gesicherter Divertikelkrankheit am Campus Benjamin Franklin der Charité und Universitätsklinikum Würzburg rekrutiert wurden. Der primäre Endpunkt war die Rezidivrate innerhalb eines zweijährigen Follow-ups. Die Lebensqualität wurde durch Gastrointestinal Quality of Life Index (GIQLI) und Short Form 36 (SF-36) nach zwei Jahren beurteilt.

    Ergebnis:

    Zwischen November 2013 und September 2015 wurden 176 Patienten rekrutiert, 125 beendeten das zweijährige Follow-up. Patienten mit phlegmonöser Divertikulitis (Typ1b) wurden seltener operiert als Patienten mit Typ2a/b (5,4% vs. 46,2%; p < 0,001) und der Krankenhausaufenthalt war kürzer (5,6 ± 4,6 vs. 11,3 ± 7,6; p < 0,001). Patienten mit Makroabszess (Typ2b) lagen länger stationär (14,6 ± 9,1 vs. 8,5 ± 4,7; p = 0,011) und erzielten weniger Punkte in der „Psychischen Summenskala“ des SF-36 (43,2 ± 12,7 vs. 52,4 ± 9,7; p = 0,040) als Patienten mit Mikroabszess (Typ2a). Patienten mit Typ2b hatten seltener Rezidive, wenn sie primär operiert wurden (14,3% vs. 100%; p = 0,006). Patienten mit rezidivierender Divertikulitis ohne Komplikationen (Typ3b) hatten weniger Rezidive nach Sigmaresektion (18,5% vs. 80%; p < 0,001), weniger Meteorismus (66,7% vs. 100%; p = 0,012) und schmerzhafte Verstopfung (29,6% vs. 73,3%; p = 0,006) als nach konservativer Behandlung.

    Schlussfolgerung:

    CDD klassifiziert Typ1b korrekt als unkomplizierte, konservativ zu behandelnde Divertikulitis. Die Unterscheidung der Abszessgröße ist angemessen. Typ2a kann konservativ therapiert werden. Typ2b zeigte weniger Rezidive und bessere Lebensqualität nach Sigmaresektion. Patienten mit Typ3b profitierten von einer elektiven Sigmaresektion bezüglich der Rate an Rezidiven und gastrointestinalen Beschwerden.


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