Z Gastroenterol 2019; 57(09): e267
DOI: 10.1055/s-0039-1695320
Leber und Galle
Hepatitis B: Freitag, 04. Oktober 2019, 15:45 – 17:21 Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

HBsAg-Verlust während Nukleos(tid)-Analoga (NA) und Peg-Interferon-alpha (PEG-IFN) Behandlung ist anhand einer frühen Änderung in der Zusammensetzung des Hepatitis-B-Virus (HBV) Oberflächenantigens (HBsAg) vorhersagbar

M Pfefferkorn
1   Universitätsklinik Leipzig, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
T Schott
1   Universitätsklinik Leipzig, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
S Böhm
2   Ludwig Maximilans Universität München (LMU), Sektion Hepatologie, München, Deutschland
,
C Felkel
1   Universitätsklinik Leipzig, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
D Deichsel
1   Universitätsklinik Leipzig, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
WH Gerlich
3   Justus Liebig Universität Gießen, Nationales Referenzzentrum für Hepatitis-B-und D-Viren, Institut für Medizinische Virologie, Gießen, Deutschland
,
D Glebe
3   Justus Liebig Universität Gießen, Nationales Referenzzentrum für Hepatitis-B-und D-Viren, Institut für Medizinische Virologie, Gießen, Deutschland
,
T Berg
1   Universitätsklinik Leipzig, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
F van Bömmel
1   Universitätsklinik Leipzig, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Der HBsAg-Verlust oder die Serokonversion (SC) während der Behandlung mit Nukleos(t)id-analoga (NA) oder pegyliertem Interferon-alfa (PEG-IFN) wird als funktionelle Heilung angesehen. HBsAg besteht aus dem großen (L), mittleren (M) und kleinen (S)HBs. Bei Patienten im inaktiven Trägerstatus zeigt sich ein stark verminderter Anteil von LHBs und MHBs im Vergleich zu anderen Krankheitsstadien. Wir haben untersucht, ob bei Patienten, die unter NA- bzw. IFN-basierter Therapie eine funktionelle Heilung erreichen, eine frühzeitige Änderung der HBsAg-Zusammensetzung erkennbar ist.

    Methoden:

    113 Patienten mit HBV-Monoinfektion, die entweder NA (n = 74, 64 HBeAg positiv) für 34,7 ± 14,8 (9 – 78) Monate oder PEG-IFN (n = 39, 19 HBeAg positiv) für 48 Wochen + 24 Wochen Nachbeobachtung erhielten, wurden retrospektiv analysiert. Die Patienten wurden entsprechend des serologischen Ansprechens als Non-Responder, Responder mit HBeAg SC oder mit HBeAg/HBsAg SC klassifiziert. Die HBsAg-Komponenten wurden mit einem validierten ELISA mit definierten monoklonalen Antikörpern für L- (LOD = 0,03 ng/ml) und MHBs (LOD = 0,07 ng/ml) sowie polyklonalen Antikörpern für SHBs/Gesamt-HBsAg (LOD = 0,08 ng/ml; HBsAg 6,0, Enzgnost, Siemens) quantifiziert.

    Ergebnisse:

    Unabhängig von Art der Behandlung trat bei 17/21 (80,1%) Patienten mit HBsAg-Verlust ein früher Verlust des MHBs nach im Median 7,0 ± 9,3 (0 – 57) Monaten auf (p = 0,014). Unter NA-Therapie war MHBs im Median 12,0 ± 8,3 (0 – 52) Monate vor HBsAg-Verlust und unter PEG-IFN-Therapie 12,0 ± 4,5 (12 – 24) Wochen vor HBsAg-Verlust unter der Nachweisgrenze. In der Kontrollgruppe zeigten unabhängig von der Therapie 3/84 (3,6%) Patienten einen MHBs-Verlust unter Therapie. MHBs-Spiegel zu Beginn der Therapie waren im Vergleich zur HBV DNA (NA:AUC = 0,39 und PEG-IFN:AUC = 0,39) sowie zum HBsAg (NA:AUC = 0,46 und PEG-IFN:AUC = 0,50) der stärkste Prädiktor für HBsAg-Verlust unter NA- (AUC = 0,726, p = 0,019) bzw. unter PEG-IFN-Therapie (AUC = 0,719; p = 0,141).

    Schlussfolgerung:

    Die funktionelle Heilung von HBV-Infektionen geht mit einem frühzeitigen Verlust von MHBs einher und kann anhand dessen vorhergesagt werden. Der Wert der HBsAg-Komponenten zur Vorhersage des HBsAg-Verlustes muss bei aktuell verfügbaren und neuen Therapien in größeren Kohorten validiert werden.


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