Einleitung:
Alkoholmissbrauch nach Lebertransplantation kann gravierende Auswirkungen auf Transplantat-
und Patientenüberleben haben. Eine frühe Detektion von schädlichem Alkoholgebrauch
ist daher bei lebertransplantierten Patienten von großer Bedeutung. Ethylglucuronid
im Urin (uEtG) ist ein Marker für kürzlich erfolgten Alkoholkonsum, der vor allem
für Abstinenzkontrollen bereits breite Verwendung findet.
Ziele:
In dieser Studie sollte der routinemäßige Einsatz von uEtG-Bestimmungen in der Nachsorge
nach Lebertransplantation evaluiert werden.
Methodik:
15 Monate nach Einführung der uEtG-Bestimmung als Routine-Parameter in der ambulanten
Nachsorge nach Lebertransplantation führten wir eine retrospektive Kohortenanalyse
durch. Eingeschlossen wurde alle erwachsenen (≥18 Jahre) lebertransplantierten Patienten,
die zwischen Mai 2017 und Juli 2018 mindestens einen Termin zur Nachsorge in der Transplantations-Ambulanz
des Universitätsklinikums Tübingen wahrnahmen. Ausschlusskriterium war ein fehlendes
uEtG. uEtG-Werte ab einem Cut-off-Wert von 500 ng/ml waren als positiv definiert.
Ergebnisse:
362 Patienten konnten in die Studie eingeschlossen werden (220 männlich, 162 weiblich).
Das mediane Alter betrug 59 Jahre (IQR 49 – 66 Jahre), die mediane Zeit nach Transplantation
5,5 Jahre (IQR 2,1 – 9,4 Jahre). Bei 85 der Patienten lag eine alkoholische Lebererkrankung
als Grunderkrankung vor.
48 Patienten (13%) wiesen einen positiven uEtG-Wert auf. In dieser Patientengruppe
fanden sich signifikant höhere Laborwerte für Gamma-GT (p = 0,004) und MCV (p = 0,009).
Weitere signifikante Korrelationen bestanden zwischen positivem uEtG und männlichem
Geschlecht (p = 0,005), Zeit nach Transplantation (p = 0,004), alkoholischer Lebererkrankung
als Grunderkrankung (p = 0,036), höherem Body Mass Index (p = 0,001) sowie Transplantatsteatose
(p = 0,000). Auch eine positive Alkoholanamnese korrelierte signifikant mit einem
positiven uEtG.
Schlussfolgerung:
13% der Patienten nach Lebertransplantation wiesen in unserer Studie einen positiven
uEtG-Wert als Hinweis für Alkoholkonsum auf. Neben einer sorgfältigen Anamnese sollte
daher uEtG als Screeningparameter fester Bestandteil in der Nachsorge lebertransplantierter
Patienten sein, um frühe zielgerichtete Interventionen zu ermöglichen.