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DOI: 10.1055/s-0039-1696234
Leistungssensible Therapie für Abhängigkeitserkrankungen – wirksam in der Rückfallprävention und in der Einbindung Angehöriger in den Suchtausstiegsprozess
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
03. September 2019 (online)
Einleitung Die Leistungssensible Therapie für Abhängigkeitserkrankungen ist eine neue Kurzintervention, welche eine leistungssensible, von Stolz und Ehrlichkeit geprägte Haltung bei Betroffenen und Angehörigen fördern und damit Rückfällen vorbeugen möchte. In Sitzung eins lernen die Betroffenen, dass Abstinenz keine Selbstverständlichkeit, sondern eine täglich zu erbringende Leistung ist. In Sitzung zwei wird Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und nahestehenden Personen als Voraussetzung für Abstinenz und Unterstützung besprochen. In Sitzung drei sind die Angehörigen anwesend, sie werden als ebenfalls Leistungserbringende gewürdigt, und ihnen wird die leistungssensible Haltung nahegebracht. Betroffene und Angehörige tauschen sich über gegenseitige Wünsche und Befürchtungen aus.
Methode In einer randomisierten Kontrollgruppenstudie mit dreimonatiger Katamnesebefragung untersuchten wir die Wirksamkeit der LST in der stationären Entwöhnungstherapie. 61 von 155 Patienten mit einer Abhängigkeitserkrankung nahmen zusätzlich zum regulären Therapieprogramm an der LST teil. In Interventions- und Kontrollgruppe erhoben wir die Rückfallhäufigkeit während des Klinikaufenthalts, Veränderungen hinsichtlich Scham- und Schuldgefühlen, Lebenszufriedenheit und emotionalen Kompetenzen sowie psychische Belastung. In einer schriftlichen Katamneseerhebung drei Monate nach Klinikaustritt konnten wir bisher 51 Teilnehmende der LST-Gruppe und 60 Teilnehmende der Kontrollgruppe erreichen und sie nach Rückfallhäufigkeit, Lebenszufriedenheit und Ehrlichkeit fragen.
Ergebnisse Patient_innen, welche die LST absolvierten, wiesen eine signifikant tiefere Rückfallhäufigkeit während der Behandlung auf. Beide Gruppen berichteten bessere Lebensqualität, emotionale Kompetenzen und weniger psychische Belastung und Scham- und Schuldgefühle zum Zeitpunkt des Klinikaustritts.Drei Monate nach Klinikaustritt unterschieden sich die beiden Gruppen nicht hinsichtlich der Anzahl rückfälliger Teilnehmender, aber bezüglich der Häufigkeit des Einbezugs Angehöriger. LST_Patient_innen bezogen bei Rückfällen Angehörige signifikant häufiger ein. Eine Tendenz zeigte sich hinsichtlich der Anzahl Konsumtage. LST_Patient_innen konsumierten bei Rückfällen im Durchschnitt tendenziell weniger Tage.
Diskussion Die LST ist eine wirksame Behandlung zur Rückfallprävention und Einbindung von Angehörigen. Ehrlichkeit gegenüber Angehörigen ermöglicht es in schwierigen Phasen um Hilfe zu bitten, was wiederum möglicherweise die Dauer von Rückfällen verkürzt.
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