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DOI: 10.1055/s-0039-1696279
Substanzkonsum bei Männern, die Sex mit Männern haben
Erste Ergebnisse des German Chemsex SurveyPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
03. September 2019 (online)
Einleitung In Teilen der Community von Männern, die Sex mit Männern haben, werden psychotrope Substanzen (insbesondere Methampetamin, Ketamin, GHB/GBL und Mephedron) in sexuellen Settings konsumiert („Chemsex“).Im Rahmen der Untersuchung werden erstmals in einer deutschen Stichprobe die Charakteristika und Hintergründe von MSM beschrieben werden, welche Chemsex betreiben.
Methodik Im Rahmen einer anonymen onlinebasierten Querschnittsuntersuchung konnten quantitative Daten von 1049 MSM aus Deutschland erhoben werden. Es wurden u. a. Daten zum Substanzkonsum, psychische Belastungen, Harm Reduction-Strategien, Sexualität, Einsamkeit, Soziale Unterstützung und Behandlungsvorerfahrung erhoben.
Ergebnisse Die befragten MSM zeigten hohe Prävelenzen des Substanzkonsums. Sp lag die 30-Tage-Prävalenz für Substanzkonsum u. a. für Amylnitrit bei 48%, Cannabis 27%, Ecstasy 17%, Amphetamin 16%, GHB/GBL 15% und Methamphetamin bei 8%. Rund 83% der TN gab an, in sexuellen Settings psychotrope Substanzen konsumiert zu haben. 45% der Männer gab an, dass sich ihre Sexualität durch den Substanzkonsum verändert habe. Ein großer Teil der MSM fand potentielle Sexpartner via Geo-Dating-Apps (66%) oder entsprechende Internetseiten (34%). Ein großer Teil der MSM konsumierte Substanzen im privaten Settings: bei Freunden (52%), privaten Sex-Parties (44%) oder in eigener Wohnung (32%). Etwa 9% der befragten MSM sieht einen Unterstützungsbedarf hinsichtlich ihres Substanzkonsums und verorten diese Hilfen vor allem in Suchthilfe, Psychiatrie, Psychotherapie, Schwulenberatungen und AIDS-Hilfen. Es konnten Punktprävalenzen für Depressivität (13%), generalisierte Angststörung (3%) und PTBS von 12% ermittelt werden. Zudem unternahmen 6% mindestens einen Suizidversuch.
Diskussion Die befragten MSM berichteten über einen ausgeprägten Substanzkonsum in sexuellen Settings. Sie scheinen zudem im Vergleich eine vulnerable Personengruppe hinsichtlich psychischer Störungen incl. Suizidalität zu sein. Die Verbindung von Kontaktaufnahme via Dating-Apps, Sex und Konsum psychotroper Substanzen in privaten Settings stellen große Herausforderungen für die Prävention, Beratung in AIDS- und Suchthilfen, aber auch klinischer Angebote dar.
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