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DOI: 10.1055/s-0039-3402975
Haltung und Handeln in Bezug auf die eigene mentale Gesundheit – Berufliche Belastungen, seelische Gesundheit und Hilfesuchverhalten in einer Kohorte von Gynäkolog_Innen
Publication History
Publication Date:
21 February 2020 (online)
Hintergrund: Der Arzt gilt als immer einsatzbereiter Helfer, der alle Belastungen bewältigen kann. Die Literatur aber zeigt, dass auch Ärzt_Innen von psychischen Symptomen bis hin zu Depression und Suizid belastet sind, oftmals häufiger als die Allgemeinbevölkerung. Gleichzeitig ist bekannt, dass beruflich über- und psychisch belasteten Ärzten häufiger Fehler unterlaufen, die die Qualität der Behandlung mindern und gegebenenfalls Patienten schaden können. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Nimmt der psychische belastete Arzt Hilfe in Anspruch?
Methode: Wir befragten n = 128 Gynäkolog_Innen mittels Fragebogen zu Gesundheitszustand, medizinischer Vorgeschichte, Inanspruchnahme medizinischer und beruflicher Unterstützung. Beruflicher Stress, Depressivität, Burnout und Alkoholkonsum ermittelten wir mit standardisierten Befragungsinstrumenten (ERI, BDI-II, MBI, AUDIT).
Ergebnisse: Berufliche Gratifikationskrisen erleben ca. 12% der Befragten. Hinweise auf ein Burnout fanden sich bei 3,9%, eine mind. leichte Depressivität bei 33%. 12% wiesen einen riskanten Alkoholkonsum auf. 6,4% (n = 8) befanden sich aktuell in psychotherapeutischer Behandlung, 4% (n = 5) nahmen aktuell Antidepressiva ein. Knapp 20% (n = 25) der Befragten gaben eine Depression in der Vorgeschichte an, aber nur ein Drittel davon (n = 8) hatte sich bei einem Facharzt vorgestellt und nur 40% (n = 10) der Erkrankten ließen sich psychotherapeutisch behandeln.
Schlussfolgerung: Gynäkolog_Innen scheinen belastet zu sein und häufiger an Depressionen zu leiden, als die Allgemeinbevölkerung (8,1%). Dennoch suchen erschreckend wenige Betroffene professionelle Unterstützung. Hier spielen vermutlich Stigmatisierung, Angst vor berufsrechtlichen Konsequenzen und Schwierigkeiten beim Rollenwechsel (Arzt – Patient) eine Rolle. Daran wird die Notwendigkeit von Entstigmatisierung, niederschwelliger Hilfsangebote, sowie verhältnispräventiver Maßnahmen deutlich.
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