Pneumologie 2020; 74(S 01): 8
DOI: 10.1055/s-0039-3403068
Freie Vorträge (FV02) – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Neue praxisrelevante Forschungsergebnisse zu Bronchiektasen und pneumologischen Infektionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einfluss von Gastroösophagealem Reflux und Protonenpumpeninhibitoren auf Exazerbationen bei Bronchiektasen: Daten aus dem Deutschen Bronchiektasenregister PROGNOSIS

I Pink
1   Medizinische Hochschule Hannover
,
J Rademacher
1   Medizinische Hochschule Hannover
,
S Konwert
1   Medizinische Hochschule Hannover
,
A de Roux
2   Pneumologische Praxis am Schloss Charlottenburg – Berlin
,
G Barten-Neiner
3   Capnetz – Community Acquired Pneumonia Network
,
A Zurawski
4   Breath – Biomedical Research in Endstage and Obstructive Lung Disease Hannover; Dzl – Deutsches Zentrum für Lungenforschung
,
T Welte
5   Medizinische Hochschule Hannover; Dzl – Deutsches Zentrum für Lungenforschung
,
FC Ringshausen
5   Medizinische Hochschule Hannover; Dzl – Deutsches Zentrum für Lungenforschung
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 
 

    Hintergrund: Bei Bronchiektasen sind viele Faktoren bekannt, die Einfluss auf die Exazerbationsfrequenz haben. Einer ist Gastroösophagealer Reflux (gastroesophageal reflux disease, GERD). Seit 2015 wurden 1304 Patienten mit Bronchiektasen in das Deutsche Bronchiektasenregister PROGNOSIS eingeschlossen. 1000 Patientendaten wurde bezüglich des Einflusses von GERD und einer Therapie mit Protononpumpeninhibitoren (PPI) analysiert.

    Methoden: 191 von 1000 Bronchiektasenpatienten hatten GERD als Ätiologie/Komorbidität/anamnestisch (GERD-Gruppe), 145 eine Therapie mit PPI (PPI-Gruppe), die Kontrollgruppe umfasste 664 Patienten. Für signifikante Unterschiede erfolgte der exakte Test nach Fisher oder Mann-Whitney-U-Test, um Störfaktoren auszuschließen eine multivariate Analyse.

    Ergebnisse: Medianes Alter der GERD-Gruppe war 63 Jahre, 60 J. der Kontroll- und 73 J. der PPI-Gruppe. Die FEV1%/Soll lag bei 57 in der PPI- vs. 73 in der GERD- und 72 in der Kontrollgruppe, damit in der PPI-Gruppe signifikant niedriger (p < 0.001). Die GERD- und PPI-Gruppen zeigten signifikant mehr Patienten mit Body-mass-index (BMI) > 25 kg/m2 im Vergleich zur PPI-Gruppe (p < 0.001). Die mediane Exazerbationsrate der Kontroll- war 1 (IQR 0 – 3) vs. 2 in PPI- und GERD-Gruppe (IQR 0 – 3 and 1 – 4), mit signifikantem Unterschied zwischen GERD- und Kontrollgruppe (p = 0.001). Nach Adjustieren, signifikant höheres Risiko für ≥ 3 Exazerbationen (OR 2.1; 95% confidence interval (CI) 1.4, 3.0; p < 0.001) und mind. 1 Hospitalisation (OR 1.8; 95% CI 1.1, 2.3; p < 0.001) bei GERD. Kein erhöhtes Risiko für ≥ 3 Exazerbationen in der PPI-Gruppe, jedoch 1.6-fach höheres Risiko für 1 Hospitalisation (OR 1.6; 95% CI 1.1, 2.3, p = 0.019), bei allerdings signifikant mehr kardiovaskulären Nebenerkrankungen in dieser Gruppe (p < 0.001, p = 0.001).

    Zusammenfassung: GERD bei Bronchiektasen ist mit einem 2,1-fach erhöhten Risiko für ≥ 3 Exazerbationen und 1,8-fach für mind. 1 Hospitalisation assoziiert. Ob eine PPI-Therapie zur Reduktion von Exazerbationen führt, ist weiterhin unklar. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen und klinische Studien sind notwendig, um den Pathomechanismus des Exazerbationstriggers besser zu verstehen.


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