Pneumologie 2020; 74(S 01): 76
DOI: 10.1055/s-0039-3403227
Freie Vorträge (FV09) – Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Freie Vorträge der Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vergleich der Komplikationen von dilatativer und chirurgischer Tracheotomie bei Patienten an venovenöser extrakorporaler Membranoxygenierung: eine 10-Jahres-Analyse

C Fisser
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
,
P Lüdtke
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
,
M Lubnow
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
,
MV Malfertheiner
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
,
A Philipp
2   Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und Herznahe Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg
,
M Foltan
2   Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und Herznahe Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg
,
D Lunz
3   Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Regensburg
,
T Müller
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. Februar 2020 (online)

 
 

    Einleitung: Patienten an venovenöser extrakorporaler Membranoxygenierung (V-V ECMO) benötigen gelegentlich eine Tracheotomie (TT), entweder chirurgisch (cTT) oder dilatativ (dTT). Wenig ist über die Komplikationsraten bekannt.

    Methoden: Wir analysierten 619 konsekutive Patienten an V-V ECMO von 2008 bis 2017. Die TT wurde entweder dilatativ oder chirurgisch durchgeführt. Die kumulativen Komplikationen wurden am Tag der TT und für 2 Tage nach TT evaluiert. Majorblutungen wurden definiert als Abfall des Hämoglobinwertes ≥ 2 g/dl/Tag und/oder bei Transfusion von ≥ 2 Erythrozytenkonzentrate/Tag (EK) am Tag der TT bzw. Tag 1/2 nach TT; Minorblutungen < 2 g/dl/Tag und/oder < 2 EK/Tag. Akute Hypoxie oder Hypotension (Abfall der SpO2 ≤ 85% bzw. RRsys ≤ 85 mmHg innerhalb 30 Minuten nach TT) und Pneumothoraces wurden dokumentiert.

    Ergebnisse: Der SOFA-Score und das Alter waren ähnlich zwischen dTT und cTT 11,3 ± 3,4 vs. 12,1 ± 3,4, p = 0,154; 51,0 ± 14,6 vs. 51,1 ± 14,9, p = 0.982). Die Patienten mit dTT hatten einen geringeren BMI (28,2 ± 6,7 vs. 34,3 ± 11,4, p < 0,001), waren länger an ECMO (22,3 ± 13,6 Tage vs. 15,8 ± 13,3, p = 0,004), wurden später tracheotomiert (11,3 ± 9,5 Tage nach Beginn ECMO vs. 8,3 ± 5,6, p = 0.015) und erhielten eine kleinere Trachealkanüle (8,2 ± 0,4 vs. 8,4 ± 0,6, p = 0,030). Die Rate an dTT des Gesamtkollektivs betrug 14% (87/619) und der cTT 11% (69/619). Die akuten Komplikationen (cTT vs. dTT) wie Hypoxie (6,9% vs. 8,7%, p = 0,675) und Hypotonie (27,6% vs. 23,2%, p = 0,532), Pneumothorax (0% vs. 2,9%, p = 0,194) und Major-/Minorblutungen (31,4% vs. 25,0%, p = 0,383; 21,8% vs. 11,6%, p = 0,093) waren gleich verteilt. In der multivariaten Analyse (korrigiert für Alter, BMI, SOFA und Tage an ECMO) zeigten sich keine Unterschiede ([Tab. 1]).

    Tab. 1 Komplikationen nach dilatativer Tracheotomie (Referenz) im Vergleich zu chirurgischer Tracheotomie; multivariable Analyse.

    Variablen

    OR (95%-CI)

    p-Wert

    OR: odds ratio; CI: confidence interval; korrigiert für Alter, BMI, Tage an ECMO und sequential organ failure assessment.

    Akute Hypoxie

    1,591 (0,362; 6,993)

    0,539

    Akute Hypotension

    1,583 (0,672; 3,731)

    0,293

    Pneumothorax

    0,000 (0,000)

    0,999

    Majorblutung

    1,722 (0,756; 3,921)

    0,196

    Minorblutung

    1,680 (0,605; 4,666)

    0,319

    Die Rate an Krankenhausentlassungen war ähnlich zwischen den Gruppen (62% vs. 68%, p = 0,432).

    Zusammenfassung: Patienten an V-V ECMO mit cTT hatten einen höheren BMI, erhielten früher eine TT und waren kürzer an ECMO als Patienten mit dTT. Die Häufigkeit der Komplikationen war beträchtlich. Zwischen cTT und dTT war die Komplikationsrate gleich verteilt.


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