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DOI: 10.1055/s-0040-1705807
Black esophagus – Fallbericht
Acute esophageal necrosis (AEN), auch als ‘black esophagus’ bezeichnet, tritt selten in der Klinik auf. Die Terminologie „black esophagus“ leitet sich aus der typischen endoskopischen Manifestation der AEN ab. AEN ist durch eine Nekrose der Schleimhaut, hauptsächlich im distalen Teil des Ösophagus charakterisiert. Gastrointestinale Blutungen sind die häufigste klinische Manifestation der AEN, aber häufig ist asymptomatisch. Dieser Krankheitsbefund wurde erst 1967 beschrieben. Seit 1967 wurden lediglich 112 Fälle vorwiegend in Fallberichten in der Literatur veröffentlicht. Die Ätiologie der AEN ist unklar, aber Ischämie und Obstruktion des Magenauslasses können die auslösenden Ereignisse sein. Es wurde festgestellt, dass AEN bei Infektionen, die mit Breitbandantibiotika behandelt werden, auftritt. Darüber hinaus besteht bei Patienten mit Diabetes mellitus, Malignität, Bluthochdruck, Alkoholmissbrauch und Erkrankungen der Herzkranzgefäße das Risiko, eine AEN zu entwickeln. Weitere zu berücksichtigenden Bedingungen bei Auftreten eines schwarzen Ösophagus sind Melanose, Melanom, Acanthosis nigricans, Kohlenstaub, Aufnahme von exogenen Farbstoffen oder Einnahme von Lauge.
Hier berichten wir über einen Fall einer AEN nach Sterilium Ingestion bei einem 40-jährigen männlichen Patienten. Der Patient wies in der Vergangenheit einen schweren Alkoholabusus auf. Andere relevante Erkrankungen waren nicht bekannt. Er wurde aus einem peripheren Krankenhaus bei akuter Niereninsuffizienz und drohendem Multiorganversagen in die Intensivstation der Universitätsklinikum Regensburg verlegt. Der Patient hat 500 ml Sterilium (Desinfektionsmittel auf Propanolbasis) unbeobachtet getrunken. Im Verlauf hat er ein akutes Nierenversagen mit stark pathologisch veränderte Laborwerten entwickelt. Die Gastroskopie zeigte eine zirkumferentiell nekrotische Ösophagusmukosa. Die Nekrosen endeten abrupt am oesophago-gastralen Übergang und 20 cm des Ösophagus war beteiligt. Erfreulicherweise war den Verlauf ohne weitere Komplikationen. Der Patient erhielt eine 3-tägige Therapie mit Steroide wegen eines Stenoserisiko. Eine CT-Untersuchung zeigte keine Ösophagusperforation. Unter Volumenmanagement kam es zu einer Wiederherstellung der Diurese. Die Laborparameter haben sich verbessert. Eine Kontroll-Gastroskopie nach 7 Tage zeigte einen deutlich besseren Zustand der Ösophagusmukosa. Anschließend wurde der Patient in der Psychiatrie für die weitere Therapie der Alkoholkrankheit verlegt.
Black esophagus ist eine seltene, aber potenziell tödliche Erkrankung, deren Ursprung vermutlich multifaktoriell ist. Die Sterblichkeitsrate liegt zwischen 30% und 50%. Komplikationen können akut sein wie z.B. Blutungen, Mediastinitis und Perforation oder chronisch-ähnliche Strikturbildungen und Stenosen. Die Therapie zielt auf die zugrundeliegende Ursache der Krankheit. Das seltene Auftreten dieses Syndroms, verbunden mit einem Risiko für Perforation und Mortalität, erfordert eine schnelle Diagnose und entsprechendes Handeln des Arztes.
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Publication History
Article published online:
10 June 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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