Hintergrund Die Anzahl der demenziell Erkrankten verdoppelt sich alle zwanzig Jahre (Alzheimer
Europe, 2013) und es zeigt sich, dass die gesellschaftlichen Kosten für die demenziellen
Störungsbilder massiv steigen werden. Gleichzeitig steht die Gesundheitsökonomik vor
der Herausforderung, dass die Methodologie der Kostenabschätzung für demenzielle Krankheitsbilder
stark variiert. Gerade hinsichtlich der Erfassung von indirekten Kosten erstreckt
sich bis heute eine Diskussion, ob Opportunitäts- oder Substitutionskosten als Ausgangsbasis
für ökonomische Bewertungen zu verwenden sind.
Methoden Aufbauend auf einer Literaturarbeit, die im Zuge einer gesundheitsökonomischen Simulationsstudie
durchgeführt wurde, sollen die Ansätze kontrastiert und länderübergreifend dargestellt
werden. Die Diskussion der Ergebnisse und die Auswirkungen auf Österreich lassen sich
hierbei anhand eines ökonomischen Simulationsmodells verdeutlichen. Unter Nutzung
der Arbeitsmarktstatistik und den Kollektivverträgen großer Leistungsanbieter lässt
sich dabei eine Kostendifferenz aufzeigen.
Ergebnisse Es zeigt sich, dass in deutschsprachigen Ländern der Substitutionskostenansatz als
dominante Methode für die Bewertung von informelle Pflege und Betreuung durchgesetzt
hat. Aufbauend auf den unterschiedlichen Schweregraden (gemessen mit Hilfe der Mini-Mental-Score-Examination
und der Global Deterioration Scale) zeigt sich, dass sich die Brutto-Kosten pro Person
für informelle Pflege in einer leichten (mittleren) Demenzstufe um 14.313 EUR (18.403
EUR) pro Jahr je nach Bewertungsmethode unterscheiden.
Schlussfolgerungen Weiters lässt sich festhalten, dass zuerst einmal methodologisch geklärt werden muss,
wie die unbezahlte Arbeit in der informellen Pflege von demenziell Erkrankten bewertet
werden soll. Gerade in Anbetracht dessen, das die Opportunitätskosten für pensionierte
Angehörige tatsächlich zu einer massiven Unterschätzung der Kosten führen würde und
sich mit Hilfe der Pflegebedarfe die Kosten besser abschätzen ließen.