Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 224
DOI: 10.1055/s-0040-1710223
Abstracts
Screening, Assessment, Körperzusammensetzung

Prognostische Aussagekraft der Faustschlusskraft bei mangelernährten Spitalpatienten- Sekundäranalyse der randomisierten EFFORT-Studie

P Tribolet
1   Berner Fachhochschule, Department Gesundheit, Fachbereich Ernährung und Diätetik, Bern, Switzerland
2   Kantonsspital Aarau, Medizinische Universitätsklinik, Department für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus, Aarau, Switzerland
,
N Kägi-Braun
2   Kantonsspital Aarau, Medizinische Universitätsklinik, Department für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus, Aarau, Switzerland
,
Z Stanga
3   Inselspital, Universitätsspital, Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie Ernährungsmedizin und Metabolismus, Bern, Switzerland
,
P Schuetz
2   Kantonsspital Aarau, Medizinische Universitätsklinik, Department für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus, Aarau, Switzerland
› Institutsangaben
 
 

    Fragestellung Typischerweise kommt es bei einer krankheitsbedingten Mangelernährung zur Beeinträchtigung der Muskelfunktion, welche im klinischen Alltag einfach mit einem Handdynamometer gemessen werden kann. Der Nutzen der Faustschlusskraft-Messung zur prognostischen Beurteilung des Patienten hinsichtlich klinischem Verlauf und Ansprechen auf eine Ernährungstherapie ist ungenügend untersucht.

    Methodik Dies ist eine Sekundäranalyse der EFFORT-Studie (Effect of early nutritional support on Frailty, Functional Outcomes and Recovery of malnourished medical inpatients Trial), eine schweizweite, multizentrische, randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie, welche den Effekt einer individualisierten Ernährungstherapie auf den Krankheitsverlauf von mangelernährten, hospitalisierten, medizinischen Patienten untersucht hat. Beim Einschluss in die Studie wurde standardmässig bei allen Patienten eine Faustschlusskraft-Messung durchgeführt. Wir analysierten die Assoziation zwischen Faustschlusskraft und klinischen Endpunkten mittels multivariabler Regressionsanalysen für die Gesamtpopulation und getrennt nach Geschlecht. Ausserdem untersuchten wir, ob die Faustschlusskraft das Therapieansprechen auf die Ernährungsintervention voraussagen kann.

    Ergebnis Von den 1809 Patienten waren 857 männlich (52.6 %) und das Durchschnittsalter betrug 72.3 Jahre. Die durchschnittlich gemessene Faustschlusskraft lag bei den Männern bei 28.9 kg und bei den Frauen bei 17.0 kg. Verschiedene Einflussfaktoren waren mit der Faustschlusskraft assoziiert, wie Geschlecht, Alter, Gewicht, Grösse, Nutritional Risk Screening und verschiedene medizinische Diagnosen. Die Faustschlusskraft war signifikant assoziiert mit einer erhöhten 30-Tage und 180-Tage Mortalität (pro 10 kg Kraftminderung OR 1.55; 95 % CI 1.21-1.98; p < 0.001 und 1.51; 95 % CI, 1.27-1.78; p < 0.001). Patienten mit tiefer Faustschlusskraft zeigten ein signifikant besseres Therapieansprechen auf die Ernährungsintervention verglichen mit Patienten mit höheren Werten (30-Tage Mortalität: tiefere Faustschlusskraft (Frauen <  12 kg, Männer <  16 kg) OR 0.29; 95 % CI, 0.12-0.71, vs. höhere Faustschlusskraft (Frauen ≥12 kg, Männer ≥16 kg) OR 0.98; 95 % CI 0.65-1.49; p for interaction =0.016) .

    Schlussfolgerung Die geschlechtsspezifische Faustschlusskraft ist signifikant assoziiert mit dem klinischen Verlauf und erlaubt eine Einschätzung des Ansprechens auf die Ernährungstherapie.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    16. Juni 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York