RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0040-1710258
Frailty Syndrom bei älteren PatientInnen mit chronischen Wunden: Daten aus einer prospektiven, longitudinalen Beobachtungsstudie (WONDER)
Fragestellung Frailty ist ein häufig vorkommendes geriatrisches Syndrom, welches unzureichend Beachtung bei der Versorgung chronischer Wunden bei älteren PatientInnen findet. Chronische Wunden führen zu erheblicher Beeinträchtigung der Lebensqualität bedingt durch Schmerzen, Mobilitätseinschränkung, Schlafstörung und Angst [1]. Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit von Frailty bei älteren PatientInnen mit gestörter Wundheilung bei Krankenhausaufnahme zu evaluieren.
Methodik Im Rahmen einer Querschnittsanalyse wurde auf das Vorhandensein von chronischen Wunden durch Wundmanagerteam überprüft. Die Bestimmung von Frailty erfolgte anhand der Fried-Kriterien (mindestens 3/5): ungewollter Gewichtverlust (≥ 5 % innerhalb 3 m), psychische Erschöpfung (CES-D Depressionsskala: „In der vergangenen Woche empfand ich alles als anstrengend“; „In der vergangenen Woche bin ich nicht in Gang gekommen“), reduzierte physische Aktivität (Gehfähigkeit von 500 m ohne Pause), reduzierte Handkraft (Dynamometer) und reduzierte Gehgeschwindigkeit (4 m-Gangtest).
Ergebnisse Es wurden Daten von 322 PatientInnen (61-98 Jahre) ausgewertet. In der gesamten Studienkohorte wurde bei 23,2 % PatientInnen chronische Wunden identifiziert: Dekubitalgeschwüre (41,8 %), Ulcus cruris (insgesamt 19,8 %) unterteilt in venosum (8,9 %), arteriosum (8,9 %), mixtum (1,3 %), diabetisches Fußsyndrom (5,1 %), nicht heilende Operationswunden (34,2 %) und sonstige chronische Wunden (20,3 %, z.B. Intertrigo). Frailty trat signifikant häufiger bei PatientInnen mit chronischen Wunden auf (Chi2-Test: 76,4 % vs. 57,9 %, p = 0,004). Außerdem zeigte sich, dass ungewollter Gewichtsverlust (OR: 3,165, 95 %-KI: 1,584; 6,321, p = 0,001), reduzierte Handkraft (OR: 2,009, 95 %-KI: 1,018; 3,965, p = 0,044), reduzierte Gehgeschwindigkeit (OR: 0,3,590, 95 %-KI: 1,363; 9,456, p = 0,010) und das Vorhandensein von Diabetes mellitus Typ 1 bzw. 2 (OR: 3,083, 95 %-KI: 1,563; 6,080, p = 0,001) das Risiko für das Auftreten von chronischen Wunden erhöht. Weitere Parameter im Modell, wie männliche Geschlecht, Kognitionskala (MMSE), Anzahl Komorbiditäten und Medikamente/d, Rauchen (pack years) und BMI zeigten keinen signifikanten Einfluss.
Schlussfolgerungen Frailty war ein häufiges geriatrisches Syndrom bei PatientInnen mit chronischen Wunden bei Krankenhausaufnahme und sollte bei den interdisziplinären Behandlungsstrategien chronischer Wunden berücksichtigt werden.
#
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
16. Juni 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York