Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 244
DOI: 10.1055/s-0040-1710275
Abstracts
Onkologie, Geriatrie, Gastroenterologie, Pneumologie

Häufigkeit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln bei onkologischen Patienten

M Tank
1   MVZ Tempelhof Onkologie, Praxis, Berlin, Germany
2   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
,
L Otten
2   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
,
N Stobäus
2   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
,
K Franz
2   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
3   Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam - Rehbrücke, Ernährung und Gerontologie, Nuthetal, Germany
,
K Norman
2   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
3   Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam - Rehbrücke, Ernährung und Gerontologie, Nuthetal, Germany
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung Vor dem Hintergrund zunehmender Erkenntnisse über Wechselwirkungen zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und onkologischen Medikamenten wurde die Prävalenz der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln bei onkologischen Patienten in 2 Berliner Schwerpunktpraxen untersucht.

    Methode Mit Hilfe eines durch den Patienten selbst auszufüllenden Fragebogens wurden sowohl Veränderungen im Ernährungsverhalten, die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, Informationsquellen zu Nahrungsergänzungsmitteln, Art und Dauer der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und die Motivation zur Einnahme derselben als auch das soziodemografische Umfeld in anonymisierter Form erfasst und mittels SPSS analysiert.

    Ergebnisse Von 756 Patienten (70.4 Jahre ± 11.9 Jahre alt, 380 Frauen) nahmen Frauen signifikant häufiger Nahrungsergänzungsmittel ein als Männer (53.7 % vs. 44.9 %, p < 0.001). 39.4 % aller Befragten begannen nach der Tumordiagnose mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, 47.2 % gaben eine Veränderung ihrer Ernährungsgewohnheiten danach an. Patienten, die angaben, keine Informationen zu Nahrungsergänzungsmitteln bezogen zu haben, nahmen statistisch signifikant seltener Nahrungsergänzungsmittel ein (41.2 % vs. 54.0 %, p < 0.001). Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln war statistisch signifikant mit einem höheren Bildungsabschluss (p = 0.01) und der Anzahl der Begleiterkrankungen (p = 0.02) assoziiert, nicht jedoch mit dem Alter (p = 0.88), Body-Mass-Index (p = 0.2) oder der Erkrankungsdauer (p = 0.5). Phytopharmaka wurden mit 15.2 % am häufigsten eingenommen, gefolgt von Calcium (14.4 %), Vitamin B Präparaten (13.1 %) und Multivitaminen (11.5 %). 28.2 % der Befragten benannten die Stärkung des Immunsystems als Hauptgrund für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln.

    Schlussfolgerung Ein relevanter Anteil der onkologischen Patienten nimmt Nahrungsergänzungsmittel ein. Angesichts potentieller Wechselwirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln mit onkologischen Medikamenten sollte deshalb regelhaft im Rahmen der Anamneseerhebung die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln erfragt werden.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    16. Juni 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York