Einleitung Abszesse von Hals- und Parotislogen sind akut behandlungsbedürftige und potentiell lebensbedrohliche Krankheitsbilder. Die Bandbreite reicht dabei von einem singulären abszedierten Lymphknoten bis zu ausgedehnten Mehrlogenabszessen bis ins Mediastinum mit hoher Mortalität. Ziel dieser Studie war die Auswertung von 250 Fällen von Halsabszessen und die Erstellung eines Therapiealgorithmus für ausgedehnte Mehrlogenabszesse.
Methoden Die Daten von 250 Patienten, die aufgrund eines Hals- oder Parotisabszesses in unserer Klinik operiert worden waren, wurden retrospektiv analysiert. Ausgewertet wurden Lokalisation, Infektionsfokus, Anzahl der Operationen, Dauer der Antibiotikatherapie, Erregerspektrum, Krankenhausaufenthalt, Komplikationen sowie die Patientencharakteristika.
Ergebnisse Ein Drittel der Patienten waren jünger als 18 Jahre, etwa 15 % hatten ausgedehnte Mehrlogenabszesse. Als Fokus wurden in der Mehrzahl der Fälle Tonsillen oder die Zähne identifiziert. Bei singulären Abszessformationen waren ein operativer Eingriff und im Schnitt 5 Tage Antibiotikatherapie ausreichend, während die Mehrlogenabszesse durchschnittlich 3 Halseingriffe, über 14 Tage Krankenhausaufenthalt und in 90 % der Fälle auch eine Tracheotomie erhielten. Insgesamt lag die Mortalität unter 1 %.
Fazit Während der Großteil der Halsabszesse nach suffizienter Therapie eine schnelle Abheilung durchlaufen, sind ausgedehnte Mehrlogenabszesse schwerwiegende Krankheitsbilder, die einer intensiven Therapie bedürfen. Im von uns vorgeschlagenen Therapiekonzept sind die operative Entlastung auch kleinerer Abszesse, regelmäßige Wundtoiletten, langes Belassen und Spülen der Drainagen sowie eine frühzeitige Tracheotomie zur Vermeidung von Sekundärkomplikationen besonders hervorzuheben.
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