Einleitung Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Form einer bösartigen Neubildung des lymphatischen Systems in den westlichen Nationen. Sie ist für 25 % aller Leukämien verantwortlich und tritt vor allem im höheren Lebensalter auf. Die Erkrankung ist durch ein wechselhaftes klinisches Erscheinungsbild und eine stark variierende Prognose gekennzeichnet. Es kann zu Lymphknotenschwellungen, Milz- und Lebervergrößerung und B-Symptomatik kommen.
Methode Es stellte sich notfallmäßig ein 65-jähriger Patient vor mit Dysphagie, abendlichen Halsschmerzen und kloßiger Sprache seit ca. 4 Wochen ohne B-Symptomatik. Es zeigte sich bei der klinischen Untersuchung eine ausgedehnte oropharyngeale Raumforderung mit glattem Schleimhautüberzug, ausgehend vom rechten Zungengrund mit nahezu kompletter Verlegung des Larynx. Mit Verdacht auf eine Retentionszyste wurde die Indikation zur sofortigen chirurgischen Sanierung und Sicherung des Atemweges gestellt.
Ergebnisse Die Anästhesieeinleitung erfolgte unter Tracheotomiebereitschaft. Intraoperativ fand sich eine derbe Raumforderung ausgehend vom Zungengrund mit glatter Schleimhaut mit Verlagerung der Epiglottis, welche sich fast vollständig resezieren ließ. Die histologische Begutachtung ergab eine chronisch lymphatische Leukämie. Der Patient wurde zur weiteren Therapie in ein onkologisches Zentrum verlegt.
Diskussion Der Zungengrund als Teil des Waldeyer Rachenrings enthält lymphatisches Gewebe, so dass die chronische lymphatische Leukämie als Differentialdiagnose für Tumore in dieser Region in Betracht gezogen werden muss, auch wenn es sich um einen seltenen Befund handelt.