Postoperative Blutungen: Ligatur von Carotisendästen als präventive Maßnahme in der Tumorchirurgie?

Zielsetzung Bewertung der präventiven Gefäßligatur von Endästen der A. carotis externa zur Vermeidung postoperativer Blutungen nach Tumorresektion bei Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle, Oro- und Hypopharynx.

Methoden Die klinischen Daten von 328 Patienten mit Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle und des Oro- und Hypopharynx (m=252, w=76) im Zeitraum von 2011-19 wurden retrospektiv ausgewertet. Der Effekt der Ligatur von Endästen der A. carotis externa und insbesondere der A. lingualis und A. fazialis auf die Rate relevanter postoperativer Blutungen wurde analysiert.

Ergebnisse Insgesamt trat bei 32 Patienten (10 %) eine operativ zu versorgende Nachblutung auf. Bei 157 Patienten (48 %) wurde prophylaktisch eine Gefäßligatur durchgeführt. Bei Patienten mit Tumoren im Oropharynx und der Mundhöhle wurde bei 61 % die A. fazialis (n = 96), bei 22 % (n = 35) die A. lingualis und bei 20 % (n = 32) die A. fazialis und lingualis unterbunden. Relevante Nachblutungen waren bei 10 % der Patienten mit Unterbindung der A. fazialis im Vergleich zu 0 % bei Ligatur der A. lingualis zu verzeichnen (p =  0,047). Bei Unterbindung der A. lingualis und fazialis lag die Nachblutungsrate bei 6 %. Es wurden keine Gewebenekrosen in der Kohorte der Patienten mit einer Gefäßligatur detektiert.

Schlussfolgerung Der prophylaktische Verschluss der A. lingualis war im Vergleich mit der Ligatur der A. fazialis mit einer niedrigeren Rate an postoperativen Nachblutungen verbunden und könnte daher bei Patienten mit Tumoren im Versorgungsgebiet und Risikofaktoren wie Antikoagulation in Betracht gezogen werden.

Poster-PDF A-1938.PDF

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Article published online:
10 June 2020