Nitinol in der passiven Mittelohrchirurgie - erste präklinische Ergebnisse

Einleitung In der passiven Mittelohrprothetik stellen starre, alloplastische Materialien den Standard dar. Während diese Materialen gute Schallleitungseigenschaften aufweisen, sind sie weniger gut geeignet um atmosphärische Druckschwankungen auszugleichen. Hier könnten superelastische Materialien, wie z.B. Nitinol, eine valide Alternative darstellen.

Methodik Gemeinsam mit einem Industriepartner entwickelten wir eine Nitinol-Clip-Prothese, welche mit einer flexiblen Prothesenkopfplatte ausgestattet ist. Die neue Prothese wurde auf Flexibilität geprüft und ihre Schallübertragungseigenschaften mit denen einer herkömmlichen rigiden Titan-Clip-Prothese verglichen. Mittels Laser-Doppler-Vibrometrie wurden die schallinduzierten Schnellen der Steigbügel-Fußplatte in Felsenbeinen gemessen. Ergänzt wurde diese Charakterisierung durch Messungen einer Kraftmesszelle, um die reversible Elastizität der neuen Prothese zu testen, sowie durch eine Evaluation der Handhabung durch erfahrene Ohrchirurgen.

Ergebnisse Die gemessenen Schnellen der Fußplatte nach akustischer Anregung zeigen bei beiden Prothesen vergleichbare Werte in den Frequenzen von 0,25 bis 10 kHz. Die Versuche in der Kraftmesszelle bestätigten die Flexibilität der Prothese. Hier werden nahezu identische Rückstellzustände nach Krafteinwirkung erreicht. Zudem bewerteten die Ohrchirurgen den Umgang mit der neuen Prothese als „sehr positiv“.

Diskussion Die neu entwickelte Nitinol-Clip-Prothese weist gute Übertragungseigenschaften bei verminderter Rigidität auf und ist damit ein Fortschritt in Richtung physiologischer Ossikelkettenrekonstruktion.

Poster-PDF A-1754.PDF

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. Juni 2020