Wir berichten von einer 23-jährigen Frau, die sich mit seit 2 Wochen bestehenden Doppelbildern und einem Enophthalmus rechts in unserer Klinik vorstellte. In der CT-Untersuchung des Mittelgesichts zeigte sich eine Verschattung der Kieferhöhle rechts. Der Orbitaboden sowie die laterale Kieferhöhlenwand rechts waren bildmorphologisch nicht identifizierbar. Insgesamt ergab sich der typische Aspekt einer Orbitabodenfraktur. Ein adäquates Trauma war aber definitiv nicht erinnerlich. Es folgte eine transkonjunktivale Orbitabodenexploration. Intraoperativ zeigte sich eine ausgedehnte ossäre Destruktion des Orbitabodens mit spongiösem Umbau des Knochens. Nach Resektion der pathologisch veränderten Knochensegmente wurde der Orbitaboden mittels PDS®-Folie rekonstruiert. Histologisch konnte die seltene Diagnose eines intraossären kavernösen Hämangioms gestellt werden.
Intraossäre Hämangiome des Gesichtsschädels sind seltene benigne Neoplasien, welche am häufigsten in der Mandibula oder dem zentralen Mittelgesicht auftreten und sich meist durch eine schmerzlose Schwellung äußern. Zum histologischen Ausschluss eines Malignoms sowie zur ästhetischen Wiederherstellung besteht die Therapie in der vollständigen Resektion der befallenen knöchernen Areale mit ggf. osteosynthetischer Rekonstruktion. In unserem speziellen Fall hatte das Hämangiom zu einer Destruktion des Orbitabodens geführt, weshalb keine ästhetisch störende Raumforderung, sondern ein Enophthalmus und Doppelbilder imponierten. Im Rahmen der Rekonstruktion stand dementsprechend der funktionelle Aspekt im Vordergrund. Postoperativ ist die Patientin beschwerde- und rezidivfrei.
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