Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1714007
Geburtshilfe und Pränataldiagostik

Zervikale intraepitheliale Neoplasien – Ein Vergleich über den Verlauf von Schwangerschaften

A Polasik
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
L Spörle
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
S Mayr
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
D Stuck
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
A deGregorio
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
W Janni
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
E Bauer
Universitätsfrauenklinik Ulm
› Institutsangaben
 
 

    Zielsetzung: Zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN) treten mit einer Inzidenz von 0,6 – 10/1000 während der Schwangerschaft auf. Aufgrund des hohen Komplikationsrisikos wird während der Schwangerschaft jedoch meist abgewartet, da eine Progression selten ist. Ziel dieser retrospektiven Single-Center-Analyse ist es Verläufe von histologisch gesicherten Dysplasien zu untersuchen.

    Methoden: In der Zeit von 2005 bis 2018 stellten sich 297 Patientinnen aufgrund eines abnormen zytologischen Abstrichs in der Schwangerschaft in der Dysplasiesprechstunde der Universitätsfrauenklinik Ulm vor. Bei 50 dieser Patientinnen wurde zusätzlich zum zytologischen Befund eine Histologie während der Schwangerschaft und postpartal gewonnen. Diese Frauen wurden in die Untersuchung eingeschlossen.

    Ergebnisse: Das Schwangerschaftsalter bei Erstvorstellung betrug durchschnittlich 17,5 SSW. Histologisch zeigte sich eine CIN1 in 4 (8%), CIN2 in 9 (18%) und CIN3 in 37 (74%) Fällen. In 2 Fällen (4%) wurde postpartal ein unauffälliger Befund, in 6 Fällen (12%) eine CIN I, in 7 (14%) eine CIN II und in 34 (68%) eine CIN3 sowie in einem Fall ein invasives Plattenepithelkarzinom nachgewiesen. Im Verlauf zeigte sich eine vollständige Remission in 2 und eine teilweise Regression (CIN2+ zu CIN1) in 9 Fällen. In 30 Fällen (60%) zeigte sich der Befund persistierend. Bei 9 Frauen (18%) zeigte sich eine Progression zu einer CIN3+. Bei einer Frau mit CIN3 in der Schwangerschaft entwickelte sich postpartal ein invasives Zervixkarzinom.

    Zusammenfassung: Aufgrund des niedrigen Progressionsrisikos kann mit der Therapie der Dysplasie die Entbindung abgewartet werden. Jedoch muss bei der Betreuung berücksichtigt werden, dass es in seltenen Fällen zu einer Progression zum invasiven Zervixkarzinom kommen kann. Die teilweise in der Literatur angegebenen hohen Remissionsraten bei einem ähnlichen Patientinnenkollektiv konnten in dieser Analyse nicht nachvollzogen werden.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    14. Juli 2020

    Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York