Z Gastroenterol 2020; 58(08): e137-e138
DOI: 10.1055/s-0040-1716103
BEST Abstracts: Präsentationen
BEST Abstracts: Komplikationen der Leberzirrhose Freitag, 18. September 2020, 15:30 - 17:00

Erhöhte Neurofilament Leichtketten im Serum korrelieren mit dem Vorliegen einer minimalen hepatischen Enzephalopathie bei Patienten mit Leberzirrhose

C Labenz
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
S Engel
2   Universitätsmedizin Mainz, Abteilung für Neurologie, Mainz, Deutschland
,
F Lüssi
2   Universitätsmedizin Mainz, Abteilung für Neurologie, Mainz, Deutschland
,
P Kämper
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
M Hilscher
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
Schattenberg JM
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
Galle PR
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
Wörns MA
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
M Nagel
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung Neurofilament Leichtketten (NfL) sind einer der Hauptbestandteile des neuronalen Zytoskeletts und korrelieren mit axonalen Schäden und Neurodegeneration. Dies macht sie zu einem interessanten Biomarker für inflammatorische neurologische Erkrankungen. Die komplexe Pathogenese der hepatischen Enzephalopathie (HE) fußt vor allem auf einer Kombination aus Ammoniak und systemischer Inflammation. Eine mögliche Assoziation zwischen NfL im Serum und der minimalen HE (MHE) wurde bisher nicht untersucht.

    Methodik Zwischen 07-02/2020 wurden 29 Patienten mit Leberzirrhose in die prospektive Studie eingeschlossen. Bei Studieneinschluss wurde das Vorliegen einer MHE mittels PSE-Test untersucht. Als Vergleichskohorten wurden alters- und geschlechtergematchte Patienten mit akutem Schlaganfall (n=29), transitorischer ischämischer Attacke (n=29) und gesunde Probanden (n=10) rekrutiert. Die Bestimmung der NfL erfolgte mittels single molecule array Technologie aus Serumproben.

    Ergebnisse Die Patienten mit Leberzirrhose waren im Median 57 (IQR 52; 64) Jahre alt und größtenteils männlich (76%). Die häufigste Genese war der chronische Alkoholabusus (66%). Der mediane MELD lag bei 14 (IQR 10; 19); 45% litten an einer MHE. 5 (17%) Patienten hatten eine OHE in der Anamnese und 21 (72%) wiesen eine Aszites-Anamnese auf. Die Serum NfL-Werte waren bei Patienten mit MHE (Median: 76,4 pg/ml, IQR 56,5; 131,0) signifikant höher als bei Patienten ohne MHE (13,8 pg/ml, IQR 10,6; 24,2, p < 0,001), mit akutem Schlaganfall (17,7 pg/ml, IQR 9,1; 34,9, p < 0,001), TIA (10,5 pg/ml, IQR 7,6; 14,1, p < 0,001) oder gesunden Probanden (7,8 pg/ml, IQR 5,9; 9,2, p < 0,001). Zwischen NfL im Serum und dem Vorliegen einer MHE bestand eine mittelstarke Korrelation (k=0,714, p < 0.001). In einem logistischen Regressionsmodell zeigten sich höhere NfL-Werte im Serum (OR 1,109, 95% CI 1,022-1,204, p =0,013) als unabhängiger Prädiktor für das Vorliegen einer MHE nach Adjustierung für eine OHE-Anamnese und MELD. Die AUROC für NfL hinsichtlich der Detektion einer MHE lag bei 0,95 (95% CI 0,87-1,0).

    Schlussfolgerung Erhöhte NfL im Serum korrelieren mit dem Vorliegen einer MHE. Als indirekter Marker könnte dies auf axonale Schäden und Neurodegeneration bereits bei niedrigen HE-Graden hinweisen.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    08. September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York