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DOI: 10.1055/s-0040-1716158
Die Augmentation mit Alpha1-Antitrypsin assoziiert bei Patienten mit klassischem Alpha1-Antitrypsin-Mangel (Pi*ZZ-Genotyp) mit besseren Leber-Parametern
Hintergrund Die klassische Form des Alpha1-Antitrypsin (AAT)-Mangels (Pi*ZZ-Genotyp) stellt aufgrund der Lungen- und Leberbeteiligung eine der häufigsten letal verlaufenden Erberkrankungen dar. Während die intravenöse Augmentation mit AAT die Progression der Pi*ZZ-assoziierten Lungenerkrankung hemmt, gibt es für die Pi*ZZ-assoziierte Lebererkrankung keine spezifische Therapie. Da eine AAT-Gabe in vitro zu einer verminderten hepatozytären AAT-Expression führt und da AAT in experimentellen Mausmodellen hepatoprotektiv wirkt, evaluierten wir den Einfluss der AAT-Augmentation auf den Leber-Phänotyp bei Pi*ZZ-Patienten.
Methodik 574 Pi*ZZ-Patienten aus 11 europäischen Ländern, davon 259 ohne und 315 mit AAT-Augmentation, erhielten eine systematische klinische und laborchemische Untersuchung. Bei allen Probanden wurde eine hepatische Komorbidität und pathologischer Alkoholkonsum ausgeschlossen. Die Lebersteifigkeit (LSM) wurde mittels transienter Elastographie bestimmt. Die Daten wurden für Alter, Geschlecht, BMI, Diabetes mellitus und mittleren Alkoholkonsum adjustiert.
Ergebnis Pi*ZZ-Patienten, die eine AAT-Augmentation erhielten, waren älter und hatten eine ausgeprägtere pulmonale Symptomatik (u.a. höherer CAT (COPD Assessment Test) und häufiger Heimsauerstofftherapie). Dahingegen zeigten augmentierte Pi*ZZ-Probanden niedrigere AST-Werte (69% vs. 74% ULN, P=.0004), sowie verminderte APRI- und FIB-4-Werte (0.32 vs. 0.38 units, P< .0001 und 2.21 vs. 2.26 units, P< .0001) als nicht-augmentierte Pi*ZZ-Probanden. Augmentierte Probanden hatten seltener LSM ≥7.1 kPa, APRI ≥0.5 und FIB4 ≥3.25, allesamt hinweisend auf eine signifikante Leberfibrose (OR=0.59 [0.38-0.94], OR=0.32 [0.18-0.56] und OR=0.32 [0.18-0.57], respektive). Dahingegen zeigte sich kein Unterschied der CAP-Werte. Probanden, die ≥5 Jahre augmentiert wurden, hatten niedrigere AST-, GGT- und Bilirubin-Serumspiegel als auch niedrigere LSM-, APRI- und FIB4-Werte als Probanden, die < 5 Jahre augmentiert wurden.
Schlussfolgerung In einer großen Pi*ZZ-Kohorte zeigte sich, dass die AAT-Augmentationstherapie positive Auswirkungen auf die Pi*ZZ-assoziierten Leberphänotypen haben könnte. Weitere, prospektive Studien sind nötig, um diese Beobachtung zu bestätigen und die zugrundeliegenden Mechanismen aufzudecken.
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
08. September 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York