Z Gastroenterol 2020; 58(08): e166
DOI: 10.1055/s-0040-1716175
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

Malnutrition hat einen signifikanten Einfluss auf das Sturzrisiko hospitalisierter Patienten mit Leberzirrhose

N Abedin
Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
C Welsch
Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
S Zeuzem
Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
J Bojunga
Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
G Dultz
Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Frankfurt am Main, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung Ein schlechter Ernährungszustand ist eine häufig beschriebene Komplikation der Leberzirrhose, der fortschreitend in dramatischem Abbau von Muskulatur mündet (Sarkopenie). Die damit einhergehende Gebrechlichkeit (frailty) trägt wesentlich zur Morbidität und Mortalität der Patienten bei und könnte das Stutzrisiko erhöhen.

    Ziele Ziel ist es, das Sturzrisiko von hospitalisierten Patienten mit Leberzirrhose zu charakterisieren und Risikofaktoren zu identifizieren, welchen präventiv entgegengewirkt werden kann.

    Methodik In eine retroperspektive Analyse wurden hospitalisierte Patienten mit Leberzirrhose am Universitätsklinikum Frankfurt (2014-2019) eingeschlossen, bei vorliegendem Sturzprotokoll näher charakertisiert und Riskofaktoren untersucht. Das Ernährungsrisiko wurde über des nutritional risk screening (NRS) erfasst, welches bei Aufnahme erfolgte.

    Ergebnis Es wurden 5830 Krankenhausaufenthalte von 2553 Patienten untersucht, in denen bei 206 Patienten insgesamt 251 Stürze dokumentiert wurden. Von den Patienten mit Sturzprotokoll (Altersmedian 64 Jahre) lag bei 127 eine alkoholisch bedingte Leberzirrhose und bei 54 eine virale Genese vor. Die häufigsten Aufnahmediagnosen waren eine hydropische Dekompensation (91/206) oder eine hepatische Enzephalopathie (62/206). Die meisten Stürze wurden als „Heruntergleiten beim Aufstehen“ (93/251) beschrieben, 47 Stürze ereigneten sich auf dem Weg ins Bad. Schwere Sturzfolgen wurden bei 14 Stürzen (5,6%) erfasst, leichte Sturzfolgen bei 96 (38,25%) der untersuchten Stürze. Bei 147 (58,57%) Stürzen wurden keine Folgen nachgewiesen. Nach dem NRS hatten 60 von 168 Fällen ein Ernährungsrisiko >1, eine milde bis schwere Störung des Ernährungszustandes. Ein NRS Score >1 zeigte signifikante Korrelationen mit schweren Sturzfolgen (p = 0,015). Das männliche Geschlecht (p = 0,005; OR 2,837) und Malnutrition (p = 0,01, OR 2,579) waren in der multivariaten Analyse unabhängig mit der Schwere der Sturzfolgen assoziiert.

    Schlussfolgerung Patienten mit Leberzirrhose, die im Krankenhausaufenthalt stürzen, haben ein hohes Risiko für moderate bis schwere Verletzungen. Eine Fehlernährung ist ein unabhängiger Risikofaktor bzgl. des Sturzrisikos von Patienten, sodass eine standardisierte Erhebung und Präventionsmaßnahmen notwendig sind.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    08. September 2020

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    Stuttgart · New York