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DOI: 10.1055/s-0040-1717290
Minimal-invasive Frakturversorgung bei distalen, intraartikulären Humerusfrakturen - eine Kadaver-Studie
Fragestellung Ist eine minimal-invasive Frakturversorgung mit adäquater Reposition und Weichteilschonung am distalen Humerus möglich?
Methodik An acht Kadaver-Ellenbogen von vier Humanpräparaten wurde zunächst die Machbarkeit des minimal-invasiven Zugangs getestet. Hierzu wurde jeweils über dem Epicondylus medialis und lateralis ein ca. 2 cm großer Schnitt durchgeführt. Nach Vorbereitung des Plattenlagers, wurden die Platten knochennah nach proximal eingeschoben und dort perkutan verriegelt. Die korrekte Plattenlage wurde radiologisch dokumentiert.
Im Anschluss erfolgte die Herstellung der Frakturen mit dem Meißel durch eine kleine ventrale Inzision. Mit einem C-Bogen wurde der Frakturverlauf dokumentiert und sowohl extraartikuläre als auch intaartikuläre Frakturen gemäß der AO-Klassifikation (23-A3 und 23 C1-C3) erstellt.
Die Reposition erfolgte radiologisch kontrolliert über Kirschner-Drähte und Repositionszangen. Die Osteosynthese erfolgte dann wie oben beschrieben.
Zur Reposition der intraartikulären Fratkuren wurde zusätzlich eine minimal-invasive Olecranon-Osteotomie mit einer Länge von ca. 4 cm durchgeführt. Die Osteotomie wurde im Anschluss durch eine eingeschobene Olecranonplatte stabilisiert und mit Stichinzisionen distal fixiert.
Abschließend wurden alle Zugänge erweitert um die Plattenlage und die Frakturreposition darzustellen und zu kontrollieren. Zusätzlich erfolgte die Exploration des Nervus ulnaris bis zum Ende der eingeschobenen Platten.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Eine minimal-invasive Plattenosteosynthese von distalen Humerusfrakturen ist weichteilschonend am Kadaverpräparat möglich. In allen radiologischen Kontrollen zeigte sich eine korrekte Plattenlage. Die Reposition der Frakturen war anatomisch und minimal-invasiv durchführbar. Durch die distalen Inzisionen konnte die Reposition der Fraktur zusätzlich mit der Fingerspitze kontrolliert werden. Bei intraartikulären Frakturen konnte durch eine
zusätzliche minimal-invasive Olecranon-Osteotomie die Gelenkfläche des distalen Humerus ausreichend eingesehen und reponiert werden.
Nach Exploration der Zugänge zeigte sich keine Verletzung des Nervus ulnaris und keine sichtliche Weichteilkompromitierung oder Schädigung der Muskulatur.
Es erfolgte bereits eine klinische Frakturversorgung in oben genannter Technik bei einer extraartikulären AO 23-A3 Fraktur eines 90-jährigen Patienten.
Hierbei konnte sich eine anatomische Rekonstruktion mit regelrechter Plattenlage erzielen bei geringem Weichteiltrauma und angemessener Operationszeit. Es zeigten sich postoperativ keine neurologischen Defizite.
Abschließen lässt sich feststellen, dass die MIPO Technik bei distalen Humerusfrakturen eine Alternative zur konventionellen Behandlung darstellt.
Stichwörter MIPO Technik, distaler Humerus, Kadaver Studie, OP-Technik
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2020
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