Fragestellung Die strukturierte Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte bleibt eine der zentralen
Zukunftsaufgaben der Orthopädie und Unfallchirurgie. Besonders in der Knieendoprothetik
besteht ein weiterhin unvermittelt hoher Bedarf an Versorgungen. Neben konventionellen
Operationstechniken hat sich inzwischen die bildfreie Navigation als Standardverfahren
etabliert. In der vorliegenden Arbeit wurde die Operationszeit, Komplikationsraten
und das patientenzentrierte postoperative Ergebnis in Abhängigkeit vom Erfahrungsgrad
des Operateurs in der konventionellen als auch navigierten Knieendoprothetik evaluiert.
Methodik In einer retrospektiven Auswertung der klinikeigenen Datenbank wurden 738 zementierte
Knietotalendoprothesenimplantationen (PFC Sigma, DePuy Warsaw) analysiert, die zwischen
2011 und 2015 an einer orthopädischen Universitätsklinik und Endoprothesenzentrum
der Maximalversorgung über einen medialen parapatellaren Zugang entweder von einem
Assistenzarzt unter Assistenz eines Oberarztes (AA) oder einem Oberarzt alleine (OA)
implantiert worden waren. 212 Knieendoprothesen (97 AA, 115 OA) wurden konventionell
nach dem Measured-Resection-Prinzip und 526 (195 AA, 331 OA) ligament-balanced unter
Verwendung eines bildfreien Navigationssystems (Brainlab, Germany) implantiert. Neben
der Operationszeit und intraoperativer Komplikationen wurde die Patientenzufriedenheit
1 Jahr postoperativ mit Hilfe patientenzentrierter Fragebögen (Western Ontario and
McMaster Universities Arthritis Index [WOMAC] und Euro-Qol 5D-5L [EQ-5D]) erhoben.
Die statistische Beurteilung erfolgte mit deskriptiven Methoden, dem Mann-Whitney-U
bzw. Chi-Quadrat Test auf einem 5% Signifikanzlevel sowie multivariater Analyse.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Die mittlere Operationszeit belief sich auf 69,5 ± 18,5 min für AA gegenüber 77,3 ± 25,8
min für OA (p=0,02) bei den konventionell implantierten Knieendoprothesen und 80,4 ± 22,1
min für AA gegenüber 84,1 ± 27,6 min für OA (p=0,12) mit Verwendung der Navigation.
Die Komplikationsraten hinsichtlich intraoperativer Frakturen (p ≥ 0,36), Thrombosen
(p ≥ 0,90), neurologischer Defizite (p ≥ 0,90) und Infektionen (p ≥ 0,28) fielen in
den Gruppen vergleichbar gering aus. Ein Jahr postoperativ zeigte sich ein vergleichbar
gutes klinisches Ergebnis zwischen der AA-Gruppe und der OA-Gruppe sowohl im WOMAC
(p ≥ 0,07) als auch im EQ-5D (p ≥ 0,23). In der multivariaten Analyse fiel eine negative
Korrelation zwischen einem guten postoperativen Ergebnis und bereits präoperativ hohen
EQ-5D Werten (Odds Ratio 0,11, 95% Konfidenzintervall 0,03-0,43, p = 0,001) auf, wohingegen
der Ausbildungsstand keinen Einfluss auf das postoperative Ergebnis hatte (p=0,90).
Die Knieendoprothetik ist sowohl konventionell als auch navigationsgestützt mit Hilfe
eines strukturierten Ausbildungskonzepts in der Facharztweiterbildung sicher durchführbar
ohne relevanten operativen zeitlichen Mehraufwand. Das postoperative Ergebnis und
die Komplikationsraten sind dann unabhängig von der Erfahrung des Operateurs.
Stichwörter Knieendoprothetik, Ausbildung, Outcome, Komplikationen