Fragestellung Ziel dieser prospektiv randomisierten Studie war der Vergleich der winkelstabilen
Plattenosteosynthese mit PMMA-Schraubenspitzenaugmentation versus den multiplanaren
Verriegelungsmarknagel in der Versorgung von 2 Segment-Frakturen des proximalen Humerus
beim älteren Patienten.
Methodik n = 60 Patienten (≥60 Jahre) mit einer proximalen Humerusfraktur (Typ Neer III-2/AO
11-A2 und -A3) wurden über 30 Monate prospektiv randomisiert einer Versorgung Gruppe
[1]: winkelstabile Plattenosteosynthese mit
PMMA-Schraubenspitzenaugmentation (Philos™Augment) oder Gruppe [2]: multiplanarer
Verriegelungsmarknagel (MultiLoc®, beides DePuySynthes) zugeführt. Primäres Outcome
war der Disabilities of the Shoulder, Arm and Hand (DASH)-Score nach 24 Monaten. Sekundäre
Parameter waren: Constant Murley Score (CS), American Shoulder and Elbow Score (ASES),
Oxford Shoulder Score (OSS) und Short Form 36 (SF-36) nach 6 Wochen, 3, 6, 12 und
24 Monaten. Zur Evaluation der Reposition wurden Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen 1 Tag
postoperativ, und zu den Nachuntersuchungen angefertigt. Komplikationen (sek. Dislokation,
Implantatversagen, Schrauben-Cut-Out) und Revisionen wurden erfasst. Das mittlere
Alter betrug 75±9,8 Jahre. Alter (p=0.24) und Geschlecht (p=1) beider Gruppen waren
nicht signifikant unterschiedlich. 83,3% (n = 25/30 pro Gruppe) erreichten den Endpunkt
der Studie.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Der DASH-Score betrug nach 24 Monaten: 32,6±9,7 [1] versus 37,8±8,3 [2] Punkte (p=0,04).
Der CS betrug nach 24 Monaten: 76,2±7,7 [1] versus 72±9,1 [2] Punkte (p=0,08). Der
ASES betrug nach 24 Monaten: 75,1±9 [1] versus 73,5±8,9 [2] Punkte (p=0,51). Der OSS
betrug nach 24 Monaten: 43,7±8,1 [1] versus 38,2±10 [2] Punkte (p=0,03). Der SF-36
betrug nach 24 Monaten: 74,7±12,5 [1] versus 70,9±12,8 [2] Punkten (p=0,29). Nach
3 Monaten betrug der SF-36 63±9.5 [1] versus 58,2±8,1 (p=0,03), nach 6 Monaten 67,1±10,2
[1] versus 63±9,5 (p=0,04) Punkte.
In [1] wurde in n = 2 (6,7%) Fällen ein Schrauben-Cut-Out erfasst, in einem Fall mit
Revisionsindikation. In [2] wurde in n = 2 Fällen (6,7%) eine primärer Implantatfehllage
erfasst, in einem Fall mit Revisionsindikation. Ein Patient aus [2] wurde nach erneutem
Sturz auf eine Endoprothese konvertiert. Die Komplikationen und Revisionen waren nicht
signifikant (p=1).
Die Reposition war: anatomisch in n = 15 (50%) [1] vs. n = 13 (43.3%) [2] (p=0,79),
akzeptable in n = 11 (36.7%) [1] vs. n = 12 (40%) [2] (p=1), malreponiert in n = 4
(13.3%) [1] vs. n = 5 (16.7%) [2](p=1). Der initiale CCD-Winkel betrug 129.6°±7.9°
in [1] vs. 131.4°±11° in [2] (p=0,07) sowie 127.5°±7.3° in [1] vs. 123.5°±17.3° in
[2] (p=0,06) nach 24 Monaten.
Sowohl mit der zementaugmentierten winkelstabilen Plattenosteosynthese als auch mit
dem multiplanaren Verriegelungsmarknagel lassen sich gute Ergebnisse bei niedriger
Komplikations- und Revisionsraten erreichen. Beide Verfahren stellen somit gute Optionen
für die Behandlung dislozierter subkapitaler 2-Segmentfrakturen bei Patienten ≥60
Jahren dar.
Stichwörter RCT, proximale Humerusfraktur, PHILOS, MultiLoc, Augmentation, sekundäre Dislokation,
Komplikationen, Revisionen, der ältere Patient