Fragestellung Periprothetische Infektionen und Spondylodiszitiden stellen schwerwiegende Erkrankungen
dar, die einen interdisziplinären Therapieansatz bedürfen. Ziel der Studie war die
Etablierung einer interdisziplinären Infektkonferenz und der Vergleich des festgelegten
Therapieplans zu einer monodisziplinären Therapieentscheidung.
Methodik Retrospektive Analyse von 361 Patienten mit Spondylodiszitis und 46 Patienten mit
periprothetischer Hüftgelenksinfektion (PHI). Der Therapieplan wurde entweder wöchentlich,
interdisziplinär im Rahmen der Infektkonferenz (Gruppe 1, Jahre 2012-2018) oder monodisziplinär
(Gruppe 2, Jahre 2003-2011) festgelegt. Verbindliche Teilnehmer der Infektkonferenz
sind unfallchirurgisch-orthopädische Chirurgen mit Wirbelsäulen- und endoprothetischem
Schwerpunkt, ein auf Knochen- und Weichgewebsinfektionen spezialisierter Mikrobiologie
und ein Pathologe. Retrospektiv erfasst wurden der operative und antibiotische Therapieplan,
Keimnachweise, die Dauer des stationären Aufenthaltes sowie aufgetretene Komplikationen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Durch die Einführung der interdisziplinären Infektkonferenz konnten signifikante
Änderungen im Therapieplan festgestellt werden. Hinsichtlich der antibiotischen Therapie
wurde eine signifikante Reduktion der antibiotischen Therapiedauer (Spondylodiszitis:
66 d ± 31 vs 104 d ± 31, p < 0.001) und eine signifikant reduzierte Anzahl an eingesetzten
Antibiotika (periprothetische Hüftgelenksinfektionen: 2.8 vs. 4.5 p < 0.05) festgestellt.
Im Rahmen der operativen Therapie zeigten PHI eine reduzierte Anzahl an Eingriffen
(1.8 vs. 5.1, p < 0.05) und Spondylodiszitiden ein signifikant häufigeres einzeitiges
Vorgehen (p < 0.001) nach Einführung der Infektkonferenz. Für PHI konnte darüber hinaus
ein signifikant kürzerer Krankenhausaufenthalt festgestellt werden. Das Keimspektrum
wies in beiden Gruppen eine ähnliche Verteilung auf, mit Staphylococcus aureus als
häufigstem Erreger für Spondylodiszitis und PHI. Hinsichtlich der auftretenden Komplikationen
konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden.
Schlussfolgerung: Die Implementierung einer wöchentlichen Infektkonferenz ist ein
hilfreiches Instrument zur Optimierung und Umsetzung interdisziplinärer Therapiekonzepte
bei Spondylodiszitis und periprothetischer Hüftgelenksinfektion. Inwieweit klinisches
Outcome beeinflusst wird bleibt aktuell noch unklar.
Stichwörter Infektkonferenz, Interdisziplinär, Spondylodiszitis, periprothetische Infektionen