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DOI: 10.1055/s-0040-1717386
Metallionenkonzentrationen bei Patienten mit intramedullären Verlängerungsnägeln der unteren Extremität - Eine retrospektive Datenanalyse bei Standzeiten von mehr als 2 Jahren
Fragestellung Die intramedulläre Beinverlängerung bietet viele Vorteile an (keine Transfixation der Weichteile, keine Pin Infektionen, erhöhter Patientenkomfort). Aufgrund der Tatsache, dass die intramedullären Verlängerungsnägel mechanisch einen Teleskopmechanismus beinhalten müssen, besteht die Möglichkeit von Metallabrieb und in weiterer Folge auch von Korrosion.
Meistens werden die Implantate ein Jahr nach Abschluß der Verlängerung entfernt. Ziel der Studie ist die Metallionenkonzentrationen bei Patienten bei denen die Implantate länger als 2 Jahr in situ geblieben sind zu messen. Die Studienhypothese lautet, dass die Lebensqualität und die Funktionalität der Patienten mit Standzeiten der implantierten Verlängerungsnägeln länger als 2 Jahre nicht wesentlich eingeschränkt ist und dass die Metallionenkonzentration im Blut vernachlässigbar ist.
Methodik Die Akten von allen Patienten mit intramedullären Verlängerung von Femur oder Tibia in unserer Klinik wurden analysiert um die Patienten zu identifizieren bei denen die Teleskopnägel länger als 2 Jahre nach Abschluß der Verlängerung in situ geblieben sind. Alle diese Patienten wurden kontaktiert und gefragt ob sie bei der Studie teilnehmen wurden. Im Rahmen der Studie wurden die Patienten klinisch nachuntersucht und die Kobalt und Chrom Ionenwerte im Blut bestimmt. Die statistische Auswertung erfolgte primär deskriptiv.
Ergebnisse und Schlussfolgerung 18 Patienten mit einliegenden Teleskopnägeln seit über 2 Jahren konnten eingeschlossen werden. Bei 6 Patienten erfolgte die Verlängerung mit dem ISKD Nagel (Orthofix) und bei 12 mit dem Precice Nagel (Nuvasive). Das mittlere Alter zum Zeitpunkt der Untersuchung betrug 45,6 ± 16,2 Jahre. 11 Patienten waren männlich und 7 weiblich. In 9 Fällen erfolgte die Verlängerung aufgrund von posttraumatischer Beinverkürzung und in 9 Fällen aufgrund von kongenitaler Beinlängendiffrenz. In 10 Fällen wurde das Femur verlängert und in 8 Fällen die Tibia. Die Teleskopnägel waren zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung 74,9 ± 43,6 Monate in situ (Min:24, Max:146 Monate). Der Lysholm Score betrug 77,6± 24. Sowohl die Kobalt als auch Chrom Werte im Blut waren physiologisch für alle Patienten. Der Kobalt wert betrug 0,44 ± 0,48 mikrogramm/l (Min:0, Max:2) und der Chrom Wert 0,64 ± 0,40 mikrogramm/l (Min:0,3, Max:1,7). Die beschwerdefreie Gehstrecke war > 1km für alle Patienten.
Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass auch wenn die Teleskopnägel in situ belassen werden, die Korrosionsgefahr beim ISKD und Precice Nagel sehr gering ist und sehr gute funktionelle Ergebnisse erreicht werden können. Eine ausführliche Aufklärung über mögliche Vor- und Nachteilen sollte vor jeder Implantatentfernung erfolgen (z.B. fehlende MRT Fähigkeit wenn magnetische Nägel in situ belassen vs perioperative Risiken bei der Entfernung).
Stichwörter Metallionen, Korrosion, Beinverlängerung
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2020
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