Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S109
DOI: 10.1055/s-0040-1717424
Vortrag
DKOU20-494 Grundlagenforschung->30. Biomechanik und Bewegungsanalyse

Modifizierter minimal-invasiver anteriorer subkutaner Fixateur interne für instabile C-Frakturen des Beckenrings: eine biomechanische Studie

CA Becker
*   präsentierender Autor
1   Klinik f. Allg., Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der Universität München, Campus Großhadern, München
,
A Cavalcanti Kußmaul
2   Klinikum Universität München, Allgemeine, Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, München
,
C Kammerlander
2   Klinikum Universität München, Allgemeine, Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, München
,
M Woiczinski
3   Klinikum Universität München, Klinik für Orthopädie, Physik. Medizin und Rehabilitation, München
,
C Linhart
1   Klinik f. Allg., Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der Universität München, Campus Großhadern, München
,
EM Suero
1   Klinik f. Allg., Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der Universität München, Campus Großhadern, München
,
W Böcker
2   Klinikum Universität München, Allgemeine, Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, München
,
A Greiner
2   Klinikum Universität München, Allgemeine, Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, München
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Die operative Versorgung instabiler Beckenringfrakturen stellt derzeit ein kontrovers diskutiertes Thema dar. Minimal invasive Techniken für die Stabilisierung solcher Frakturen bieten zwar viele Vorteile, jedoch auch Nachteile. Der anteriore subkutane Fixateur interne (INFIX) beispielsweise zeigt vielversprechende biomechanische Eigenschaften, birgt jedoch ein hohes Risiko für die Verletzung neuraler Strukturen.

    Das Ziel dieser Studie ist daher der Vergleich der biomechanischen Stabilität zwischen einem modifizierten, minimal-invasiven, unilateralen INFIX und dem bislang etablierten “Standard” INFIX.

    Methodik Für die Versuche wurden 24 synthetische Becken der Firma Sawbone verwendet. Diese wurden in vier Gruppen mit jeweils sechs Becken aufgeteilt. Durch Osteotomie des Sakrums sowie des vorderen Beckenringes wurde eine Typ C1.3 Fraktur gesetzt. Die folgenden minimal-invasiven Osteosynthesen wurden für die Fraktur des vorderen Beckenringes angewandt (s.

    Abbildung):

    1. unilateraler INFIX

    2. “erweiterter” unilateraler INFIX + Pedikelschraube im kontralateralen Schambeinast

    3. bilateraler INFIX

    4. “erweiterter” bilateraler INFIX + Pedikelschraube im kontralateralen Schambeinast

    Bei allen Versuchen wurde die Fraktur des hinteren Beckenringes mittels zweier sakroilikaler Schrauben stabilisiert.

    Alle Becken wurden zyklisch zwischen 100N und 200N belastet. Im Anschluss erfolgte eine Maximalbelastung von 300N. Die Dislokation der Frakturfragmente wurde mit einen 3D-Ultraschall-Systems gemessen und mittels linearer Regression paarweise statistisch miteinander verglichen sowie die Steifigkeit errechnet.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Der “erweiterte” unilaterale INFIX zeigte die geringste Dislokation, wohingegen der “Standard” bilaterale INFIX die geringste Rotationsstabilität aufwies. Hinsichtlich der Rotationsstabilität konnte zudem ein statistisch signifikanter Unterschied (p = 0,04) zwischen dem “erweiterten” unilateralen INFIX und dem “Standard” bilateralen INFIX gezeigt werden. Der “erweiterte” unilaterale INFIX wies eine signifikant höhere Stabilität der anterioren Frakturfragmente auf (p = 0,01), während der unilaterale INFIX die höchste Rotationssteifigkeit zeigte. Die Steifigkeit der anterioren Anteile des “erweiterten” unilateralen INFIX konnte durch eine zusätzliche Pedikelschraube im kontralateralen Schambeinast verbessert werden (p = 0,002).

    Der “erweiterte” unilaterale INFIX (mit Pedikelschraube im kontralateralen Schambeinast) ist eine vielversprechende minimal-invasive Osteosynthese zur Versorgung von Frakturen des vorderen Beckenrings. Zudem bietet dieser im Vergleich zum “Standard” INFIX eine höhere Stabilität bei gleichzeitig besserer Schonung neuraler Strukturen.

    Stichwörter INFIX; Beckenringfrakturen; vorderer Beckenring; Pelvic Fracture


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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