Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S256
DOI: 10.1055/s-0040-1717629
Poster
DKOU20-1210 Allgemeine Themen->23. Tumorchirurgie

Ist die alleinige Intraläsionale Kürettage und Spongiosaplastik ohne Osteosynthese bei Enchondromen des proximalen Humerus sicher?

J Pfränger
*   = präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig
,
J Maybaum
2   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Neuroradiologie, Leipzig
,
N Schopow
1   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig
,
T Prietzel
3   Zeisigwaldkliniken BETHANIEN Chemnitz, Klinik für Orthopädie, Unfall- und, Wiederherstellungschirurgie, Chemnitz
,
C Josten
1   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig
,
G Osterhoff
1   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung: Enchondrome sind die zweithäufigste Läsion in der Gruppe der gutartigen Knochentumoren und treten nach Handskelett und Femur regelhaft am proximalen Humerus auf. Eine Operationsindikation besteht bei pathologischer Fraktur oder lokaler Schmerzsymptomatik. Ob lokale Beschwerden am Schultergelenk durch ein Enchondrom ausgelöst werden oder die Läsion nur als Zufallsbefund entdeckt wird lässt sich nicht immer sicher differenzieren. Ebenso besteht keine eindeutige Empfehlung hinsichtlich der Notwendigkeit einer Osteosynthese.

    Ziel dieser Studie ist die Evaluation operativ behandelter Enchondrome am proximalen Humerus im Hinblick auf Komplikationen und Schmerzen im längerfristigen postoperativen Verlauf

    Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurden über eine Zeitraum von 9 Jahren 26 Patienten an einem Enchondrom des proximalen Humerus operativ behandelt. In gleicher Technik wurden die Läsionen über ein angelegtes Knochenfenster kürettiert, mit autologer Spongiosa aufgefüllt und in allen Fällen bewusst auf eine Osteosynthese verzichtet. Analysiert wurden der stationäre und poststationäre Verlauf. Die Auswertung der klinischen und radiologischen Nachkontrollen der Patienten erfolgte im Hinblick auf Komplikationen, Rezidive und die Schmerzanamnese.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung: Untersucht wurden 26 Patienten, 16 Frauen, 10 Männer im Alter zwischen 39 und 69 Jahren. 21 Patienten (80,8%) gaben präoperative Schmerzen an, 16 Patienten (61,5%) berichteten von postoperativer Schmerzfreiheit. Die mittlere Hospitationsdauer betrug 7 Tage. Intraoperativ traten keine Komplikationen auf, im stationären Verlauf kam es zu einer konservativ behandelten Wundheilungsstörung (3,8%). Die Nachuntersuchungszeiträume variierten zwischen 6 Monaten und 5 Jahren. 12 Patienten mit kurzen Nachuntersuchungszeiträumen konnten nachträglich telefonisch kontaktiert werden. In 3 Fällen (11,5%) wurde radiologisch ein Resttumor DD Rezidiv festgestellt. Hiervon wurden 2 lediglich kontrolliert und bei Größenkonstanz konservativ behandelt, sowie ein Befund erneut (3,8%) operativ behandelt. In einem Fall (3,8%) beklagte der Patient 4 Jahre später erneute Beschwerden, radiologisch zeigte sich ein Rezidiv, welches bei erneuter Resektion histopathologisch einem G1 Chondrosarkom zugeordnet wurde. Ein Pat. erlitt nach einem Sturzereignis 8 Tage postoperativ eine pathologische Fraktur am proximalen Humerus und musste osteosynthetisch versorgt werden.

    Aufgrund der kleinen Fallzahl und relativ kurzen Nachuntersuchungsintervalle lässt sich keine eindeutige Empfehlung schlussfolgern. Insgesamt erscheint jedoch die Indikation zur operativen Therapie bei lokalen Beschwerden und der Verzicht auf eine Osteosynthese nach Kürettage und Spongiosaplastik am proximalen Humerus gerechtfertigt.

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    Article published online:
    15 October 2020

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