Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S165
DOI: 10.1055/s-0040-1717744
Vortrag
DKOU20-772 Schwerpunktthemen>10. Konservative Verfahren: Standards, Chancen und Grenzen

Einfluss von Angst und Depression auf die Ergebnisse nach Periradikulärer Infiltrationstherapie - Eine prospektive 1-Jahres-Studie

C Lindemann
*   = präsentierender Autor
1   Waldkliniken Eisenberg, Eisenberg
,
T Zippelius
1   Waldkliniken Eisenberg, Eisenberg
,
P Strube
1   Waldkliniken Eisenberg, Eisenberg
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Die psychologische Gesundheit von Patienten mit Rückenschmerzen und Radikulopathie (RP) beeinflusst deren Ansprechen auf verschiedene konservative und invasive Schmerztherapien. Obwohl wir vorangegangen zeigen konnten, dass eine CT-gestützte periradikuläre Infiltration (PRT) einen lang-andauernden Effekt hat, bleibt bisher unklar, ob auch Angst und Depression dieses Ergebnis beeinflussen. Daher war es das Ziel der vorliegenden Studie zu untersuchen, ob Angst und Depression einen Einfluss auf die klinischen Ergebnisse nach PRT haben. Unsere Hypothese war, dass Angst und Depression einen negativen Effekt ausüben.

    Methodik Von 9 / 2016 bis 5 / 2017 wurden symptomatische Patienten mit Bandscheibenvorfällen oder Neuroforamenstenosen konsekutiv in eine prospektive Studie eingeschlossen. Alle Patienten erhielten eine PRT mit Lokalanästhetikum und teilweise einem Steroid. Prä- und postinterventionell (direkt und nach 6 Wochen, 3, 6 und 12 Monaten) wurden Scores für Schmerz (VAS) und Funktion (ODI) erhoben und die Zufriedenheit erfragt. Nach 12 Monaten wurden die Patienten für die gegenwärtige Studie zusätzlich auf Angst und Depression getestet (Hospitality Anxiety and Depression Scale, HADS; positiv beurteilt hinsichtlich Angst bei einer Subskala HADS-A ≥ 11, hinsichtlich Depression bei einer Subskala HADS-D ≥ 9). Der Einfluss von HADS-A und -D auf das Outcome wurde mittels 2-way-ANOVA für Messwiederholungen und Chi-Quadrat-Test evaluiert (SPSS, V24.0).

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Nach 12 Monaten waren 109 Patienten (61 Frauen) verfügbar für die Analyse. Das mittlere Alter war 64 Jahre. HADS-D hatte einen signifikanten Effekt auf VAS (p = 0,032) und ODI (p = 0,003). Diesbezüglich zeigten depressive Patienten eine initial bessere Antwort hinsichtlich des VAS nach 6 Wochen gefolgt von schlechteren Ergebnissen als bei Patienten ohne Depression bis hin zum 12-Monats-Follow-Up (Abb1). HADS-A hatte nur einen Effekt auf ODI (p = 0,018). Nach 6 Wochen waren hier die Ergebnisse bei ängstlichen Patienten schlechter, zeigten jedoch keinen Unterschied zu nicht-ängstlichen Patienten bis zum Ende der Untersuchung. Außerdem war die Interaktion von HADS-D und -A signifikant für ODI (p = 0,010). Die Zufriedenheit war vom HADS unbeeinflusst.

    Angst, Depression und deren Interaktion sind assoziiert mit einer veränderten Funktions- und Schmerzantwort nach PRT über den Verlauf eines Jahres. Diese Ergebnisse sprechen für ein präinterventionelles Screening auf Angst und speziell Depression bei RP-Patienten, um diesen eine maßgeschneiderte und somit effektivere Therapie anzubieten (z. B. Multimodale Schmerztherapie).

    Stichwörter Radikulopathie; Konservative Schmerztherapie, Periradikuläre Infiltration, Lumboischialgie, Depression


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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