Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S167
DOI: 10.1055/s-0040-1717748
Vortrag
DKOU20-783 Allgemeine Themen>25. Wirbelsäule

Mittelfristige klinische und radiologische Ergebnisse nach dorsaler Stabilisierung instabiler Frakturen der Brustwirbelsäule geriatrischer Patienten

P-L Hölbing
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinik Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig
,
J-S Jarvers
2   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig
,
N von der Höh
3   Universitätsklinikum Leipzig, Orthopädie und Unfallchirurgie, Leipzig
,
S Glasmacher
2   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig
,
CE Heyde
2   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig
,
U Spiegl
2   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig
› Institutsangaben
 
 

    Fragestellung Ziel dieser Arbeit ist es die, mittelfristige Ergebnisse nach rein dorsaler Stabilisierung von Frakturen der mittleren und oberen BWS an geriatrischen Patienten zu untersuchen und die dorsalen Versorgungsstrategien zu vergleichen.

    Methodik Es handelt sich um eine retrospektive Kohortenstudie an einem Level I Wirbelsäulenzentrum. Eingeschlossen wurden Patienten ab 65 Jahre oder älter, die sich in den Jahren 2010 bis 2017 eine instabile Wirbelkörperfraktur der Brustwirbelsäule (Th3 bis Th10) zugezogen haben, und von dorsal stabilisiert wurden. Ausgeschlossen wurden Patienten mit pathologischen Frakturen, operationsbedürftigen Frakturen der HWS oder LWS sowie der Übergangsregionen, Voroperationen an der Wirbelsäule, neurologischen Defiziten. Es wurden der Sturzmechanismus, die Frakturmorphologie, Begleitverletzungen, Komorbiditäten, die Versorgungsarten, kurzstreckige Stabilisierung (KSS) versus langstreckige Stabilisierung (LSS) und die Komplikationen evaluiert. Die Nachkontrolle erfolgte nach mindestens 18 Monaten. Als primärer Outcome-Parameter diente der Oswestry-Disability-Index- (ODI-) Score. Als weitere klinische Parameter wurden die Schmerzstärke (NRS), der SF-36-Score und der Time-up-and-go Test erhoben. Als radiologische Parameter wurden der Repositionsverlust mittels bisegmentalem Kyphosewinkel und die sagittalen Alignmentparameter (thorakale Kyphose, lumbale Lordose, pelvic Tilt, pelvic Incidenz, und der sakral Slope) bestimmt. Zudem wurden die Komplikationen erfasst.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt wurden 59 geriatrische Patienten (Durchschnittsalter: 76,9 ± 6,4 Jahre) eingeschlossen. Davon sind 21 Patienten verstorben (35,6 %). Von den restlichen 38 Patienten konnten 34 nachuntersucht werden (89,5 %; Durchschnittsalter: 74,7 Jahre (± 6,4 Jahre)). Die verstorbenen Patienten waren signifikant älter (79,4 versus 74,7 Jahre; p = 0,014) und wiesen eine signifikant höhere präoperative Morbidität auf (ASA-Score: 2,7 versus 2,4; p = 0,022). Der durchschnittliche Nachuntersuchungszeitraum betrug 60 Monate. Die Mehrzahl der Frakturen betrafen BWK 7 / 8/9 (62 %). Der durchschnittliche ODI-Score betrug 31,3 (± 24,7). Ossäre Begleitverletzungen konnten in 35 % nachgewiesen werden. Insgesamt wurden 5 Patienten mittels KSS und 29 mittels LSS versorgt. Es lagen zwischen beiden Versorgungsarten keine signifikanten Unterschiede in der Frakturmorphologie und der Frakturverteilung vor. Es konnte zwischen beiden Gruppen keine statistisch signifikanten klinischen Unterschiede auf. Es traten jedoch signifikant häufiger Anschluss- bzw. Folgefrakturen nach KSS auf.

    Tabelle 1

    Parameter

    KSS (n = 5)

    KSS (n = 5)

    LSS (n = 29)

    LSS (n = 29)

    p-Wert

    Mittelwert

    Range

    Mittelwert

    Range

    ODI [%]

    30,0

    0 - 54

    31,5

    0–80

    0,92

    KSK (SF-36)

    33,6

    17,2 - 81,8

    33.6

    17,5 - 62,1

    1,0

    Time-up-and-go-T

    est [s]

    9,0

    7 - 11

    11,3

    5–38

    0,94

    NSR

    3,5

    2 - 10

    3,2

    0–8

    0,89

    Bisegm.

    Repositionsverlus t [°]

    5,8

    2 - 10

    4,1

    1–13

    0,45

    Thorakale

    Kyphose

    65,2

    41 - 85

    68,1

    30–100

    0,94

    Sacral Slope

    36,0

    29 - 43

    32,7

    -1–62

    0,94

    Follow-up Zeit

    [Monate]

    83,4

    50 - 111

    54,3

    18–103

    0,04

    Komplikationen

    [%]

    20

    13,8

    0,89

    Anschlussfrakture

    n [%]

    80

    27,6

    0,03

    Klinisch weisen die Patienten nach durchschnittlich fünf Jahren moderate Limitationen, wobei eine erhebliche Morbidität nachweisbar war. Klinisch ließen sich zwischen KSS und LSS keine Unterschiede feststellen. Radiologisch zeigte sich eine höhere Rate an Anschlussfrakturen nach KSS, sodass möglicherweise die langstreckige Stabilisierung die sicherere Stabilisierung darstellt.

    Stichwörter Frakturen der mittleren BWS; geriatrische Patienten; dorsale Stabilisierung; langstreckige Stabilisierung; kurzstreckige Stabilisierung


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    15. Oktober 2020

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