RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0040-1717806
Therapieverbesserung von Knochen- und Gelenkinfektionen durch Nutzung eines interdisziplinären Boards
Fragestellung Aufgrund steigender Zahlen endoprothetischer Eingriffe (Primär- und Wechseleingriffe) sowie insgesamt zunehmenden Zahlen an orthopädischen Eingriffen wird eine deutliche Zunahme von Knochen- und Gelenkinfektionen für die Zukunft erwartet. Aufgrund der Komplexität dieser Erkrankungen in Bezug auf Diagnostik und Behandlungsstrategien kann die bestmögliche Therapie nur interdisziplinär erfolgen, weswegen die gemeinsame Erstellung von Behandlungskonzepten und Therapieüberwachung durch Orthopäden/Unfallchirurgen, Infektiologen und Mikrobiologen angestrebt werden muss.
Methodik An der Klinik wurde 03/2014 ein interdisziplinäres Board für Knochen- und Gelenkinfektionen unter Einbezug der Fachdisziplinen Orthopädie/Unfallchirurgie, Mikrobiologie sowie Infektiologie initiiert. Hier können Patienten aus allen Fachabteilungen der Klinik sowie externe Konsilpatienten angemeldet werden, die unklare oder gesicherte Knochen- oder Gelenkinfektionen aufweisen. Das Board tagt 1x/Woche, die Anmeldung und Dokumentation erfolgt digital im Krankenhaus-Informationssystem. Zur Dokumentation und Transparenz der empfohlenen Therapie erfolgte die Entwicklung eines Patientenpasses, der den Patienten ausgehändigt wird und der der Therapieüberwachung dient.
Ergebnisse und Schlussfolgerung 2014 wurden 61 Patientenfälle besprochen. Anschließend steigerte sich die Zahl auf durchschnittlich über 100 Patienten/a: 122 (2015), 120 (2016), 70 (2017), 125 (2018), 115 (2019). Ein Viertel der Patienten wurden aufgrund vorliegender neuer Informationen wiederholt vorgestellt und besprochen. Fast die Hälfte der besprochenen Patienten waren Gelenkinfekte (mit und ohne einliegendes Fremdmaterial), aber auch Spondylodiszitiden sowie klassische Osteomyelitiden wurden regelmäßig vorgestellt. Die Boardempfehlungen gingen von Hinweisen zu weiterer Diagnostik zur Sicherung einer Infektion bis hin zur Einschätzung der Relevanz nachgewiesener Erreger, Antibiotikaauswahl und Empfehlungen zu Therapielänge/Verabreichungsform. Auch chirurgische Therapiekonzepte wurden diskutiert.
An der Universitätsklinik konnte ein interdisziplinäres Board für Knochen-und Gelenkinfektionen innerhalb kurzer Zeit erfolgreich implementiert werden, gemeinsam entwickelte Diagnostik- und Behandlungsalgorithmen konnten durch die Boardeinführung verbreitet werden. Zur Optimierung der Überwachung des Therapieerfolges konnte ein orthopädisch-infektiologischer Pass entwickelt werden, welcher die notwendigen Daten enthält und den Patienten ausgehändigt wird. Dies ermöglicht die Verbesserung der Behandlungsqualität und damit der Prognose dieser schwerwiegenden Erkrankungen.
Stichwörter periprothetische Infektion, Osteomyelitis, Spondylodiszitis, interdisziplinäres Board, Infektiologie
#
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2020
© 2020. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany