Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e268
DOI: 10.1055/s-0040-1718333
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Case-Report II

AML mimics HELLP-Syndrome

F Wagner
1   Klinikum der LMU München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Innenstadt, München, Deutschland
,
M Schönfeld
1   Klinikum der LMU München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Innenstadt, München, Deutschland
,
M Delius
1   Klinikum der LMU München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Innenstadt, München, Deutschland
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Alejandre I Alba
1   Klinikum der LMU München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Innenstadt, München, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Akute myeloische Leukämien treten vorwiegend im höheren Erwachsenenalter auf. Je nach Ätiologie kann es lange bis zum Ausbruch der AML dauern. Die Diagnostik wird häufig durch einen subklinischen Krankheitsverlauf erschwert. Insbesondere bei Schwangeren werden Schwäche, chronische Müdigkeit oder Belastungsdyspnoe oft bagatellisiert.

    Wir berichten über eine 31-jährige 1 Gravida 0 Para, die sich bei uns mit vaginaler Blutung in der 24 + 6 SSW vorstellte. Nach Diagnose eines intrauterinen Fruchttodes erfolgte die Entnahme eines HELLP-Labors inklusive CRP, sowie einer TORCH-Serologie. Laborchemisch fielen erhöhte Leberenzyme, eine Thrombozytopenie, sowie erhöhte Infektparameter auf, sodass die Differentialdiagnosen HELLP-Syndrom und Amnioninfektionssyndrom bestanden. Eine Geburtseinleitung mittels Misoprostol wurde indiziert. Der Spontanpartus verlief unauffällig. Eine Obduktion, sowie die genetische und histopathologische Untersuchung der Plazenta waren ebenfalls unauffällig. Die Patientin war postpartal asymptomatisch, normoton und afebril. Ein Plazentarest wurde sonographisch ausgeschlossen. In den Verlaufskontrollen zeigte sich eine laborchemische Progredienz. Aufgrund einer Vervierfachung der Leberenzyme, sowie einer zunehmenden Thrombozytopenie (22 G/l), wurde neben einem Differentialblutbild ein Blutausstrich zum Ausschluss einer thrombotischen Mikroangiopathie angefertigt. In der klinischen Chemie wurde der Verdacht auf eine akute Leukämie gestellt, eine notfallmäßige Knochenmarkspunktion wurde am gleichen Tag veranlasst. Nach Bestätigung einer AML wurde bereits am Folgetag eine Chemotherapie begonnen.

    Fazit Bei progredientem Leistungsabfall in der Schwangerschaft, erhöhten Infektparametern und Hämolysezeichen, sollten neben einem HELLP-Syndrom oder AIS hämatologische Grunderkrankungen, wie in diesem Beispiel die AML bedacht werden.


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    Interessenkonflikt

    Es bestehen keine Interessenkonflikte.

    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    07. Oktober 2020

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