Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0040-1722118
Validität der Stride Length Variabilität als Parameter zur Risikoabschätzung muskulärer Defizite im Alter
Einleitung Die quantitative Ganganalyse konnte in den letzten Jahren im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen zunehmend mehr an Bedeutung gewinnen. Konkrete aussagefähige Parameter, die auch eine gewisse qualitative alltagstaugliche diagnostische Wertigkeit besitzen und dementsprechend einfach in der klinischen Routine Anwendung finden können fehlen jedoch bis heute. In einigen Erhebungen konnte jedoch bereits gezeigt werden, dass eine erhöhte Variabilität in der Schritt-Länge (Stride Length Variabilität), als Parameter für die unbewusst automatisiert ablaufende Gehfähigkeit, ein sehr sensitiver Parameter für die Identifizierung von Beeinträchtigungen im Gangbild selbst ist. Daher soll in der vorliegenden klinischen Studie deren Wertigkeit in der Beurteilung grundsätzlicher muskulärer Defizite im Alter genauer untersucht werden.
Methode Monozentrische Querschnittserhebung an Männern im Alter 65-90 Jahren mit einem erhöhten Frakturrisäiko nach DVO-Leitlienie. Apparative Untersuchung des Gangbildes mittels GaitRITE System in Alltags-Gehgeschwindigkeit. Identifizierung von Probanden mit einer erhöhten Stride Length Variabilität >1,7cm als Parameter der Varianz des individuellen Gangbildes. Korrelation der erhobenen Parameter mit gängigen Untersuchungsbefunden im Rahmen der Sarkopeniediagnostik (Gait Speed, Zeit im Chair Rise Test (CRT), isometrische Handkraft, Zeit im Timed up and Go Test, Short Physical Performance Battery Score (SPPB), Aktivitäts-bezogene Lebensqualität im SF36 und Lower Extremity Function Scale (LEFS) Fragebogen).
Ergebnisse Es konnten n = 47 Männer mit einem mittleren Alter von 77 Jahren eingeschlossen werden. Die Stride Length lag im Mittel bei 140,8cm (+/- 13,2cm). Es hatten insgesamt n = 26 (55 %) Teilnehmer eine erhöhte Stride Length Variabilität > 1,7cm. Generell waren höhere Werte in der Stride Length Variabilität auch mit höherem Alter assoziiert (p = 0,007). Patienten mit schlechteren Werten in der isometrischen Handkraft (p = 0,045), in der Distanz im 6-Minute-Walk (p < 0,001), in der Gait Speed (p < 0,001), im SPPB Score (p < 0,001) und im TUG (p = 0,003) hatten auch grundsätzlich eine höhere Stride Length Variabilität. Auch in Parametern der Aktivitäts-bezogenen Lebensqualität zeigten sich sig. Zusammenhänge (SF36 p = 0,007; LEFS p = 0,049) zwischen erhöhter Stride Length Variabilität und schlechterer Lebensqualität.
Diskussion Die Stride Length Variabilität scheint ein aussagekräftiger Parameter in der Ganganalyse zu sein, um Rückschlüsse auf den gesamten muskulären Status eines Patienten, insbesondere in höherem Alter zu schließen. Insbesondere bei älteren Teilnehmern und Probanden mit schlechteren Werten in den Funktionstests fand sich eine erhöhte Variabilität und gleichzeitig eine reduzierte aktivitätsbezogene Lebensqualität.
Keywords Sarkonepnie, Gangbild, Stride Length Variabilität, Muskuläre Defizite im Alter, Lebensqualitaet
Korrespondenzadresse Franca Genest, Lehrstuhl fuer Orthopädie, Klinische Studieneinheit, Universität Würzburg, Brettreichstrasse 11, 97074 Wuerzburg, Germany
E-Mail f-genest.klh@uni-weurzburg.de
#
Publication History
Article published online:
05 March 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany